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FURCHT UND HOFFNUNG IN DEUTSCHLAND von Franz Xaver Kroetz im Theater Heidelberg

Premiere am 17. Dezember 2011 um 19.30 Uhr im Theaterkino. -----

Kroetz’ Stück, das in seinem Titel auf Bertolt Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches Bezug nimmt, wurde am Schauspielhaus Bochum & Düsseldorfer Schauspielhaus 1984 uraufgeführt. Die Gesellschaft hat sich seither rasant gewandelt – nicht nur durch die Wiedervereinigung.

Nicht verändert hat sich die Verbindung von gesellschaftlichem Ansehen und Erwerbsarbeit. Von denen, die darunter leiden, mit der Arbeit auch ihr gesellschaftliches Ansehen und ihre Teilhabe zu verlieren, erzählt Kroetz’ Stück, ein Stück aus den frühen 80er Jahren, das einem merkwürdig aktuell vorkommt: es handelt von Arbeitslosigkeit und Armut, von Wirtschaftskrise, Wut und Widerstand. Eine Frau verliert ihre Arbeit und muss an den Herd zurück. Ein arbeitslos gewordener Mittfünfziger beschließt, sich unterm Weihnachtsbaum anzuzünden. Die Furcht macht auch vor den Chefetagen des Kulturbetriebs nicht halt.

 

»Notiz. Als ich das Stück schrieb, hieß es: Furcht und Hoffnung der BRD. Die Zeit war noch nicht reif, dieses an sich schon als verfassungsfeindlich angesehene Kürzel durch das stattliche Deutschland zu ersetzen. Die Zeit ist reif; ich danke der Wiedervereinigung, dem Herrn Dr. Kohl, den vielen andern. Endlich macht das große Thema des Stücks nicht mehr vor den widernatürlichen innerdeutschen Grenzen halt: Die Arbeitslosigkeit hat fast alle erreicht. Und mein Stück endlich den schönen, runden Titel. Danke vielmals!«

F. X. Kroetz, 30. Juni 1997

 

Die Regie der Heidelberger Inszenierung liegt in Händen von Cornelia Crombolz. Die Regisseurin absolvierte ihr Schauspielstudium in Potsdam und studierte Regie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Anschließend arbeitete sie u.a. an der Baracke des Deutschen Theater Berlin, am Bayerischen Staatsschauspiel München, am Berliner Ensemble, am Staatstheater Wiesbaden, am Staatstheater Nürnberg, am Staatstheater Mainz, in Graz und am Theater Osnabrück.

 

Franz Xaver Kroetz besuchte eine Schauspielschule in München sowie das Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Er arbeitete als Gelegenheitsarbeiter, Kraftfahrer und Pfleger. In die Schlagzeilen kam Kroetz, als 1971 die Uraufführung seiner Stücke HEIMARBEIT und HARTNÄCKIG in München von Neonazis gestört wurde. Seine Dramen der 70er Jahre porträtieren Menschen, die durch ihr soziales Elend sprachlos werden und scheitern. In DAS NEST lässt er den Protagonisten, einen Lkw-Fahrer, aktiv werden: Er zeigt sich selbst und seinen Chef an, weil er auf dessen Geheiß Giftmüll in einem See ablädt. In seiner Rolle als ‚Baby Schimmerlos‘ wurde Kroetz auch einem größeren TV-Publikum bekannt.

 

Regie Cornelia Crombholz

Bühne Marcel Keller

Kostüme Marion Hauer

Dramaturgie Jürgen Popig

 

Mit Katharina Quast | Christina Rubruck | Anne Schäfer | Clemens Dönicke | Hans Fleischmann | Dominik Lindhorst | Andreas Seifert

 

Nächste Termine: 25.12., 28.12.2011, 15.01.(15.00 Uhr), 17.01., 18.012012 jeweils 19.30 Uhr (wenn nicht anders angegeben)

 

tickets@theater.heidelberg.de;

 

 

 

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