Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Friedrich Schiller, "Der Parasit", Burgtheater WienFriedrich Schiller, "Der Parasit", Burgtheater WienFriedrich Schiller, "Der...

Friedrich Schiller, "Der Parasit", Burgtheater Wien

Premiere am 31. Dezember 2010 im Burgtheater

 

Mit der hochaktuellen Geschichte der politischen Blitzkarriere vom Hofintriganten Selicour hat der Tragödiendichter Schiller eine Komödie hinterlassen, die zwar selten gespielt wird, aber an Raffinesse, Paraderollen und ausgefeilter Form seinen Musterdramen in nichts nachsteht.

„Das Gespinst der Lüge umstrickt den Besten, der Redliche kann nicht durchdringen, die kriechende Mittelmäßigkeit kommt weiter als das geflügelte Talent, der Schein regiert die Welt, und die Gerechtigkeit ist nur auf der Bühne."

 

Mit dem Aufstieg des cleveren Taugenichts und höchst anpassungsfähigen Hochstaplers Selicour, der einzig von den Früchten anderer Leute Arbeit lebt und den Balanceakt auf des Karrieremessers Schneide mit meisterhafter Flexibilität beherrscht, mischt sich in das Leben der fassungslosen Beobachter eine Prise Untergang: La Roche verliert durch Selicours Ränkespiel seine Arbeitsstelle, Karl Firmin seine angebetete Charlotte und Karls Vater die ihm zustehende Anerkennung beim neuen Minister Narbonne. Nur eine noch gerissenere Intrige seiner geschädigten Widersacher könnte diesen Parasiten entlarven.

 

Schillers Stück ist an die französische Komödie „Médiocre et rampant ou Le moyen de parvenir“ angelehnt, denn ursprünglich sollte er das 1791 entstandene Werk des französischen Schauspielers und Theaterdirektors Louis Benoît Picard nur für eine Aufführung an der Weimarer Hofbühne übersetzen. Doch aus der Gelegenheitsarbeit wurde eine ernsthafte Bearbeitung mit evidenten Veränderungen. Schiller übertrug die Komödie von der französischen Verssprache in deutsche Prosa, kürzte und erweiterte den Text und verzichtete daher bei seiner Veröffentlichung auf die Nennung von Picard, so dass „Der Parasit“ heute als ein Werk Friedrich Schillers gilt.

 

Sicher ist: Die skrupellose Gier und das Streben eines einzelnen Mannes nach sozialem Aufstieg, Reichtum und Macht mit höchst zweifelhaften, kriminellen Methoden, heute bekannt als Mobbing, Korruption und Veruntreuung, hat nichts an Aktualität eingebüßt.

 

Mit Kirsten Dene, Yohanna Schwertfeger; Gerrit Jansen, Michael

Maertens, André Meyer, Dirk Nocker, Johann Adam Oest, Udo Samel, Oliver

Stokowski

 

Regie Matthias Hartmann

Bühne & Kostüme Johannes Schütz

Licht Peter Bandl

Dramaturgie Amely Haag

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FURIOSE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester unter Jonathan Nott in der Liederhalle Stuttgart

Wer die Sinfonie Nr. 4 "Symphonie Concertante" op. 60 mit Klavier und Orchester von Karol Szymanowski noch nie gehört hat, konnte eine Überraschung erleben. Dynamische Finessen stehen hier neben…

Von: ALEXANDER WALTHER

BERÜHRENDE TIEFE DES AUSDRUCKS -- Premiere "MAHLER X DREI MEISTER" mit dem Stuttgarter Ballett im Opernhaus STUTTGART

Mahlers Musik eignet sich tatsächlich für eine biografische Interpretation. Die drei Werke des Ballettabends "MAHLER X DREI MEISTER" beleuchtet sein außergewöhnliches Leben in besonderer Weise. In der…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN TAUSENDSASSA OHNE RAST UND RUH' -- "Zack. Eine Sinfonie" mit Wolfram Koch im Schauspielhaus STUTTGART

Der Allroundschauspieler Wolfram Koch tritt in der schwungvollen Inszenierung von Jakob Fedler als Tausendsassa auf, der immer wieder in viele Rollen schlüpft. Ein großer Schrank ziert die Ausstattung…

Von: ALEXANDER WALTHER

BOMBASTISCHE WUCHT -- Bundesjugendorchester im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Das Bundesjugendorchester (Schirmherrschaft: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier) wird in wenigen Tagen auch in London auftreten. Jetzt hat es in Ludwigsburg Station gemacht. Bei Benjamin Brittens…

DIE AUSGRENZUNG DES EINZELNEN -- Uraufführung "Im Ferienlager" von Olga Bach im Kammertheater STUTTGART

Irrungen und Wirrungen in einem Ferienlager stehen im Mittelpunkt dieses neuen Stücks von Olga Bach, die auch als Juristin in Palermo Rechtsberatung für Geflüchtete macht. Zwischen Hitchcock, Chabrol…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑