„Das Gespinst der Lüge umstrickt den Besten, der Redliche kann nicht durchdringen, die kriechende Mittelmäßigkeit kommt weiter als das geflügelte Talent, der Schein regiert die Welt, und die Gerechtigkeit ist nur auf der Bühne."
Mit dem Aufstieg des cleveren Taugenichts und höchst anpassungsfähigen Hochstaplers Selicour, der einzig von den Früchten anderer Leute Arbeit lebt und den Balanceakt auf des Karrieremessers Schneide mit meisterhafter Flexibilität beherrscht, mischt sich in das Leben der fassungslosen Beobachter eine Prise Untergang: La Roche verliert durch Selicours Ränkespiel seine Arbeitsstelle, Karl Firmin seine angebetete Charlotte und Karls Vater die ihm zustehende Anerkennung beim neuen Minister Narbonne. Nur eine noch gerissenere Intrige seiner geschädigten Widersacher könnte diesen Parasiten entlarven.
Schillers Stück ist an die französische Komödie „Médiocre et rampant ou Le moyen de parvenir“ angelehnt, denn ursprünglich sollte er das 1791 entstandene Werk des französischen Schauspielers und Theaterdirektors Louis Benoît Picard nur für eine Aufführung an der Weimarer Hofbühne übersetzen. Doch aus der Gelegenheitsarbeit wurde eine ernsthafte Bearbeitung mit evidenten Veränderungen. Schiller übertrug die Komödie von der französischen Verssprache in deutsche Prosa, kürzte und erweiterte den Text und verzichtete daher bei seiner Veröffentlichung auf die Nennung von Picard, so dass „Der Parasit“ heute als ein Werk Friedrich Schillers gilt.
Sicher ist: Die skrupellose Gier und das Streben eines einzelnen Mannes nach sozialem Aufstieg, Reichtum und Macht mit höchst zweifelhaften, kriminellen Methoden, heute bekannt als Mobbing, Korruption und Veruntreuung, hat nichts an Aktualität eingebüßt.
Mit Kirsten Dene, Yohanna Schwertfeger; Gerrit Jansen, Michael
Maertens, André Meyer, Dirk Nocker, Johann Adam Oest, Udo Samel, Oliver
Stokowski
Regie Matthias Hartmann
Bühne & Kostüme Johannes Schütz
Licht Peter Bandl
Dramaturgie Amely Haag