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FEURIGE MOTIVE -- Camille Saint-Saens' komplette Violinkonzerte bei Berlin Classics

Februar 2025

Die junge chinesische Geigerin Leia Zhu beschreibt ihre Beziehung zu den Werken von Saint-Saens als eine lebenslange Entdeckungsreise. Jedes Mal, wenn sie ein Konzert spiele, versuche sie es neu zu entdecken. Diese Wiederentdeckungen könnten sich über Jahrzehnte erstrecken und würden eigentlich ein ganzes Leben andauern, so Leia Zhu.

 

Copyright: Portrait Leia Zhu

Die Veröffentlichung von "Violin Concertos & Pieces" ist der erste Teil der "New Talents Edition" der Schweizer Orpheum Stiftung, die junge talentierte Musiker fördert. Vollendete Klarheit und  bestechende Aufmachung blitzen gleich bei Introduktion und Rondo Capriccioso in a-Moll op. 28 deutlich hervor. Das Hauptthema erhält bei dieser Interpretation mit dem ORF Vienna Radio Symphony Orchestra  unter der temperamentvollen Leitung von Howard Griffiths mit seinen Synkopen den nötigen Schwung. Das spanische Kolorit erinnert an Sarasate, Dur und  Moll erklingen in feinen Schattierungen. Die schnellen Figurationen der Geigerin antworten den nuancenreich agierenden Holzbläsern und den durchsichtigen Orchesterfarben im Sechsachteltakt.

Im Violinkonzert Nr. 1 in A-Dur op. 20 gehen die drei Sätze bei dieser Wiedergabe nahtlos ineinander über, Formteile mit Haupt- und Seitenthema zersplittern nie, sondern gewinnen starke Intensität. Unterschiedliches thematisches Material wird hier immer wieder raffiniert zusammengefügt. Eine umgekehrte Reihenfolge der Themen zeigt sich in der Reprise des dritten Teils, wo zuletzt nur noch Holzbläser zu hören sind. Die Flageoletts der Solovioline gelingen Leia Zhu hier besonders schön.

Nicht minder eindrucksvoll wirkt bei dieser CD die transparente Wiedergabe des Violinkonzerts Nr. 2 in C-Dur op. 58, das im Jahre 1858 entstand. Obwohl es nicht so berühmt wie das erste ist, gefallen bei dieser Interpretation  die breite Palette der Klangfarben und die markante Wiedergabe des Hauptthemas, das mit großer Geste durch alle Register rauscht. Auch der zweite Seitensatz wird dabei minuziös betont. Im zweiten Satz singt die Solovioline sehr berührend  zur Harfe. Die Klangwelt der Holzbläser verändert sich von a-Moll zu C-Dur. Das C-Dur-Seitenthema der Solovioline überzeugt mit erfrischendem Esprit. Und die Oboe bringt sehr deutlich ein klagendes Motiv. Das rasante Rondo des Finales reisst den Hörer bei dieser Wiedergabe unmittelbar mit. Bei der Streicher-Fuge und der bravourösen Stretta ist Leia Zhu ganz in ihrem Element.

Das spanische Kolorit der Havanaise  op. 83 trifft Leia Zhu ebenfalls sehr markant. Hier herrscht die Triole vor, das Orchester fordert die Geigerin zu einem überwältigenden Duell heraus! Ein Flageolett-Thema der Violine würzt die graziösen Figurationen feinnervig. Eine in jeder Hinsicht zu empfehlende Aufnahme.
 

 

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