"Woyzeck", Dramenfragment von Georg Büchner | Konzept Robert Wilson | Musik Tom Waits | Liedtexte Kathleen Brennan
Büchner verfasste mit seinem Werk nicht nur eine der wichtigsten Milieudarstellungen der deutschen Literaturgeschichte überhaupt, sondern auch das erste bedeutende soziale Drama Deutschlands. Damit war er den literarischen Strömungen seiner Zeit um Jahrzehnte voraus und betrat ein Neuland, das erst wieder im Naturalismus und Expressionismus entdeckt wurde. Büchners Woyzeck wurde so zum Sinnbild des Getriebenen, der von seinen Mitmenschen und den äußeren Umständen um den Verstand gebracht wird, schlechthin.
Der Soldat Woyzeck ist zugleich Dienstbote seines Hauptmanns und Versuchsobjekt des Doktors. Das wenige, mühsam verdiente Geld erhält seine Geliebte Marie für das gemeinsame Kind. Gequält wird er von Visionen seiner getriebenen Psyche. Als Marie ihm mit dem Tambourmajor untreu wird, zerbricht Woyzecks fragiles Gleichgewicht vollends. Aus dem Opfer seiner Umgebung wird ein Täter.
Die Sprache von Büchners Meisterwerk spiegelt die Atemlosigkeit seines Protagonisten. Die Musik von Tom Waits, changierend zwischen aggressiver Rhythmik und sehnsüchtigen Melodien, verleiht Büchners Figuren eine zusätzliche Tiefenschärfe.
Inszenierung Malte Kreutzfeldt | Musikalische Leitung Michael Erhard |
Bühne und Kostüme Nikolaus Porz
Mit Sonja Mustoff, Margit Schulte-Tigges, Maika Troscheit | Matthias Kleinert, Simon Köslich, Andreas Manz, Hubert Schlemmer, Aart Veder, István Vincze, Uwe Zerwer
Weitere Vorstellungen 10. Februar 2012 | 19.30 Uhr
19. Februar 2012 | 18 Uhr
1., 3., 7. und 16. März 2012 | jeweils 19.30 Uhr
Karten: Staatstheater Darmstadt | Karten-Telefon 06151-2811600 | Kassen-Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr | Samstag 10 bis 13 Uhr | Internet www.staatstheater-darmstadt.de
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Szenische Lesung "Büchners Tod" von Gaston Salvatore
Anlässlich des 175. Todesjahres von Georg Büchner kehrt das Stück, mit dem 1972 das Kleine Haus des heutigen Theaterbaus eröffnet wurde, zurück ins Staatstheater – dieses Mal als szenische Lesung in den Kammerspielen.
Zwar spielt sich Salvatores Stück vor dem Hintergrund des historisch belegten Ablebens Büchners 1837 in Zürich ab, um ein historisches Werk handelt es sich jedoch nicht. Salvatore, der aktiv an der 1968er Bewegung beteiligt war, entwickelt in Büchners Tod ein eindringliches Szenario, in dem Büchner mit Ärzten und Freunden über Freiheit und Gleichheit, über das Elend der Vielen und den Reichtum der Wenigen diskutiert. Geplagt von Ängsten und Wahnvorstellungen durchlebt er in seinen Fieberphantasien, wie seine Mitstreiter in hessischen Gefängnissen gefoltert werden und so der angestrebte Aufstand misslingt.
Gaston Salvatore nutzt die historische Vorlage zur Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellungen und Einsichten, konfrontiert gesellschaftliche Widersprüche mit menschlichen Schwächen. Büchners Tod, für das Salvatore 1972 den Gerhart-Hauptmann-Preis erhielt, wird so zur Parabel über die Revolution an sich und über das Problem der Intellektuellen, den Sprung zwischen politischer Theorie und revolutionärer Praxis zu wagen und die Konsequenzen zu tragen.
Leitung Reinar Ortmann
Mit Gabriele Drechsel, Karin Klein | Heinz Kloss, Harald Schneider, Tom Wild, Gerd K. Wölfle, Klaus Ziemann
Weitere Vorstellungen 10. Februar 2012 | 20 Uhr
19. und 27. Februar 2012 | jeweils 18 Uhr
Karten: Staatstheater Darmstadt | Karten-Telefon 06151-2811600 | Kassen-Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr | Samstag 10 bis 13 Uhr | Internet www.staatstheater-darmstadt.de