Die Jury (Intendant Matthias Fontheim, Edith Draxl, Schreibwerkstatt UniT Graz, Prof. Dr. Friedemann Kreuder, Institut für Theaterwissenschaften der Universität Mainz und Chefdramaturgin Marie Rötzer) wählte TOO LOW TERRAIN von der Frankfurter Autorin Lisa-Frederike Danulat als bestes Stück, die szenische Umsetzung durch den jungen Regisseur Robert Borgmann als beste Inszenierung. Der Text wird im Frühsommer 2009 am Staatstheater Mainz uraufgeführt.
Die Jury lobte den Text von Lisa-Frederike Danulat als „sehr vielschichtiges, beziehungsträchtiges Ergebnis“, das mit seinen „pilzgeflechtartigen Erinnerungssplittern“ das Gefühl einer Generation spiegele. Wortgewaltig beschreibt die junge Autorin das Katastrophenfeld Familie: erlittene Verluste, vergebliches Sehnen, vergangenes Glück, aber auch schräge, überdrehte Momente. Robert Borgmann habe seine Schauspieler zu einer so berührenden wie radikalen Spielweise animiert, seine risikofreudige Arbeit an der komplexen Struktur übertrage die hohe Qualität des Textes souverän ins Szenische, so Prof. Dr. Friedemann Kreuder.
Der Bekanntgabe der Preisträger war ein ganzer Tag vorangegangen, an dem den Besuchern die Ergebnisse der Zusammenarbeit von 4 jungen Autoren und 4 Nachwuchsregisseuren präsentiert worden waren. Neben Lisa-Frederike Danulats waren Texte von Marianne Strauhs, Christian Winkler und Jörg Albrecht, allesamt Teilnehmer der Schreibwerkstatt UniT, Graz in Werkstattinszenierungen von Philip Jenkins, Eva-Maria Baumeister sowie Jan-Christoph Gockel zu sehen.
Die Jury hatte sich zwar einmütig für TOO LOW TERRAIN ausgesprochen, betonte jedoch das insgesamt ausgesprochen hohe Niveau der Texte sowie ihrer Umsetzungen.
***************
TOO LOW TERRAIN
Lisa-Frederike Danulat
Regie Robert Borgmann
Ausstattung Anna Etteldorf
Dramaturgie Katharina Gerschler
Regieassistenz Delia Kunstmann
Mit Verena Bukal (reh tochter), Monika Dortschy (lok mutter),
Tatjana Kästel (bitchingbetty blackbox/ground proximity warning system),
Julia Kreusch (stau tochter) und Florian Hänsel (don bateman ingenieur/gärtner)
Zum Stück
Das Familienvideo ist zu ende.
Die Vorstadtvilla ist verkauft.
Der Organismus fault.
Drei Frauen machen sich auf den Weg in den Untergang und entführen eine Passagiermaschine.
An welcher Revolution können wir uns abwetzen?
Zur Autorin
Lisa- Frederike Danulat wurde 1983 in Frankfurt am Main geboren und absolvierte 2006 eine Ausbildung an der Freiburger Schauspielschule. Ihre ersten Kurzszenen verfasste sie bereits 1996. Die erste Uraufführung fand 2005 mit "Die Sieben der Akzeptanz" am Freiburger Wallgrabentheater statt. Es folgten weitere Autoren- und Regietätigkeiten, sowie Regieassistenzen in der freien Theaterszene Freiburg und Hospitanzen am Freiburger Stadttheater und am Schauspiel Frankfurt. 2008 wurde Lisa- Frederike Danulat in den Lehrgang "Szenisches Schreiben" von uniT Graz aufgenommen.
Zum Regisseur
Robert Borgmann wurde 1980 in Erfurt geboren. Er studierte bildende Kunst in London sowie Philosophie und Germanistik an der Universität Köln. Von 2001 bis 2003 arbeitete er als Dramaturgie- und Regieassistent am Kölner Schauspielhaus. Danach studierte er bis 2007 an der "Ernst Busch"-Schule in Berlin. Während seines Studiums inszenierte er u.a. "nervös" am Berliner HAU (2004) und "Was ihr Wollt" (2006) am Bat-Studiotheater, das für den Friedrich-Luft-Preis nominiert war. Seine Inszenierung von "Die lustigen Nibelungen/Wolken.Heim", eine Operettenmontage nach Strauß und Elfriede Jelinek, wurde zu zahlreichen Gastspielen eingeladen. In der Spielzeit 07/08 inszenierte er an der Schaubühne in Berlin das Projekt "Deutschlandsaga" und am Deutschen Theater den Skinhead-Roman "Weine Nicht". Robert Borgmann ist außerdem Dj und Produzent für elektronische Gegenwartsmusik.