Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Elias Canettis Drama "Die Befristeten" im Schauspielhaus Bochum Elias Canettis Drama "Die Befristeten" im Schauspielhaus Bochum Elias Canettis Drama...

Elias Canettis Drama "Die Befristeten" im Schauspielhaus Bochum

Premiere am Mittwoch, 10. Juni 2020, 19:30

Angst vor dem Tod? Kennen die Menschen nicht mehr. In der Zukunft in Elias Canettis Theaterstück Die Befristeten ist das Sterbedatum für alle Menschen festgelegt, und zwar von Geburt an. Sie tragen ihre Lebenserwartung sogar im Namen, heißen 88 oder 46 oder auch nur zehn. Die Menschen in dieser Gesellschaft sind scheinbar sorglos; denn sie werden nicht mehr vom Tod überrascht, sondern wissen, wie viel Zeit – welche Frist – ihnen zum Leben bleibt, und können diese effektiv nutzen. Es gibt keine tödlichen Unfälle mehr, keinen Mord im herkömmlichen Sinn, die ältesten Menschen gelten allgemein als am wertvollsten, und der Tod heißt romantisch „Augenblick“.

 

Doch ein Mann namens Fünfzig hinterfragt diesen vermeintlich paradiesisch zivilisierten Zustand. Er misstraut der Fehlerlosigkeit des Systems und insbesondere der unangefochtenen Wächterinstanz, dem so genannten Kapselan. Zum Nachweis ihres vorschriftsmäßigen Todes tragen alle Menschen eine versiegelte Kapsel bei sich, in der Geburtstag und Sterbejahr dokumentiert sein sollen. Der Kapselan ist der Einzige, der nach dem Tod die Angaben prüft. Fünfzig erkennt eine Lücke im System und zettelt eine Revolte an. Doch werden die Menschen wirklich glücklicher sein, wenn sie aus der Vorbestimmtheit entlassen sind?

 

Die Befristeten des vielsprachigen Autors und Literaturnobelpreisträgers Elias Canetti (1905 – 1994) ist ein verblüffendes Gedankenspiel. Mit der Wiederentdeckung dieses Stücks öffnet das Schauspielhaus Bochum nach 13 Wochen Corona-Lockdown erstmals wieder seine Türen. Intendant Johan Simons inszeniert in „kontaktlosen“ Zeiten in einem umgebauten Schauspielhaus und fragt mit Canetti nach dem Wert des Alters, nach Nähe und Vereinzelung, Vertrauen und Misstrauen. In einer Vielzahl schlaglichtartiger Szenen entfaltet sich ein Menschheitskaleidoskop, das uns über unseren Umgang mit dem Tod nachdenken lässt. Wie sähe unser Leben mit einer klar definierten Grenze aus? Was ist aber, wenn uns gewahr wird, dass wir jederzeit sterben können: Sind wir bereit, aus Todesangst Einschränkungen unserer Freiheit in Kauf zu nehmen? Wie groß ist unsere Sehnsucht nach Unsterblichkeit – und wie kommen wir ihr am nächsten?

 

Regie: Johan Simons

Bearbeitung: Angela Obst

Kostüme: Britta Brodda, Sofia Brockhausen

Licht: Denny Klein

Dramaturgie: Vasco Boenisch, Angela Obst

 

Mit: Elsie de Brauw, Dominik Dos-Reis, Gina Haller, Stefan Hunstein, Marius Huth, Risto Kübar, Mercy Dorcas Otieno, Anne Rietmeijer, Jing Xiang

 

Sa, 13.06.

19:30

So, 14.06.

17:00

Sa, 20.06.

19:30

So, 21.06.

17:00

Fr, 26.06.

19:30

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FURCHT VOR DER FREIHEIT -- Neue Reihe "Studio goes Politics" im Studiotheater STUTTGART

Die Kabarettistin Stephanie Biesolt eröffnete zusammen mit der Schauspielerin Marion Jeiter diese neue Kabarett-Reihe im Studiotheater. Dabei wurde die AfD aufs Korn genommen. Beim "Angriff auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

GESPENSTER UND ATEMLOSE SPANNUNG -- "Falsche Schlange" von Alan Ayckbourn im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Eine Prodfuktion von Tournee-Theater Thespiskarren - Theater im Rathaus Essen. - In der subtilen Regie von Gerit Kling bekommt dieser Psycho-Thriller rasch scharfe Kontur. Annabel Chester kehrt nach…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUCH DIE BILDENDE KUNST IST PRÄSENT -- Ludwigsburger Schlossfestspiele 2025

Die Festspielzeit 2025 wird am Samstag, 31. Mai 2025 mit dem Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Joana Mallwitz im Forum am Schlosspark eröffnet. Neben Schuberts "Großer C-Dur-Sinfonie"…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEINE SCHWINGUNGEN -- "Wege in die Gegenwart" - Gitarrenmusik des 20. und 21. Jahrhunderts im Kammermusiksaal der Musikhochschule STUTTGART

Gitarren-Musikstudenten der Klasse von Tillmann Reinbeck stellten sich im Kammermusiksaal der Musikhochschule vor. Der Abend begann mit "Quatre pieces breves" aus dem Jahre 1933 von Frank Martin. Das…

Von: ALEXANDER WALTHER

PEITSCHENDE RHYTHMEN -- Symphonieorchester unter Juraj Valcuha im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Ein sehr russisches Programm präsentierte das glänzend disponierte SWR Symphonieorchester unter der Leitung des slowakischen Dirigenten Juraj Valcuha diesmal in der Liederhalle. Zunächst erklang die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑