Nur die ersten beiden Stunden spielten in Verwaltungswelten, Büro und Redaktion. Vom Betriebsausflug (3. Stunde) kehrten wir nicht zurück. Seitdem sind wir unterwegs auf einer Forschungsreise in die Tiefen unserer Existenz. Zusammen mit Menschen, die selten im Rampenlicht zu finden sind, untersuchen wir die unendlichen Weiten dessen, was sich nicht verwalten lässt.
Ein Mädchen mit Downsyndrom half uns als Expertin, die Bürogliedmaßen des Kontorkörpers zu befreien (4/5: Schrei-Schrein). Folgerichtig wurden Geschlechterdifferenzen in Augenschein genommen (6). Ein junger Mann mit akutem schizophrenen Schub war unser Spezialist bei sein Insasse sein (7). Dann hieß es Ab ins All, unser erster Science Fiction mit einer Blinden als Passagierin (8). Wir haben mit Drogen experimentiert (9/10) und sind dem Tod begegnet (11). Als Zwischenbilanz (12) thematisierte die Fimbulwinter-Trilogie die zunehmende Vergletscherung unserer Kultur. Dreck und Schmutz, den der 11. September aufwirbelte (13) setzten wir ein ABC der Hässlichkeit entgegen (14).
Die Seite 666 großer Bücher der Weltliteratur, das Abschreiten unseres Kulturkanons, war Ausgangspunkt der 15. und Unorte Münchens Ziel der 16. Stunde. Danach haben wir die Revolution ausgerufen: Nähkästchen (17/18). Im Gerichtsdrama Affentheater wurde dem obszönem Reichtum der Prozess gemacht (19). Wir fanden uns wieder in einem Zombiefilm: Parasitenparade (20) und landeten auf dem Heiratsmarkt (21).
Am Ende des Zyklus steht ein Sci-Fi-Triptychon. Verwaltungsperformance ist eine Zeitmaschine. Mit einem Traumaexperten reisten wir in die Vergangenheit (22) und durchschritten mit einem queeren BewusstScience-Fiction die Tapetentür (23) in eine Gegenwart echten Miteinanders.
Die 24. Stunde: Eines lässt sich jetzt schon sagen ist der Zukunft gewidmet. Warum können sich viele Menschen die Zukunft nur noch als Katastrophe vorstellen? Warum denken sie so katastrophal, ergehen sich im Erfinden von Welten, in denen der Mensch nicht mehr vorkommt? Es gibt eine unbewusste Lust der Bourgeoisie am eigenen Untergang. Wir suchen die Realität hinter unseren Wirklichkeitsbildern und Selbsttäuschungen. Apokalypse heißt Enthüllung.
Die dunkle Seite wird nur böse, wenn man sie sich nicht anschaut. Dort, wo der Hund begraben liegt, sollte man hochschalten. Landen wir in der Singularität? Verwaltungsperformance landet bei
der Frage: hat das Wilde eine Zukunft? „Alles wurde schon immer mit Rauch und Spiegeln gemacht, nicht mit Notizen und Unternehmensführungsgruppen. Nicht durch statistische Belege oder Testpublikumsbefragungen. Kennen die nicht die Grundgesetze eines Publikums?“ (Tilda Swinton)
Mit: Muriel Aichberger, Deman Benifer, H.30, Simon Reimold, Julia Steves
Lichtdesign: Susanne Koch
Coaching: Matthias Hirth
Fotos: Edward Beierle
Texte, Regie, Bühne, Kostüme: Holger Dreissig
„Eines lässt sich jetzt schon sagen“ ist eine Produktion von Holger Dreissig,
gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Die Premierenvorstellungen finden mit freundlicher Unterstützung durch i-camp / neues theater münchen statt.
Weitere Vorstellungen: 15. / 16. / 17. / 18. und 21. / 22. / 23. / 24. / 25. Januar 2015, 20:30 Uhr
i-camp/neues theater münchen