Bei diesem Soloabend mutiert die Schauspielerin mit zwei Handgriffen am
Kostüm und dreien an der Frisur in Sekundenschnelle von der
fröhlich-vergeblichen Putze zum tieftraurigen Kittelschürzen-clown, von Else
Lasker-Schüler mit rotem Ornamentalohrring zur Intellektual-Bachmann mit
hinters Ohr geklemmtem Haar und schließlich zum attraktiven Trenchcoatträger
Hamlet à la Shakespeare. Dazwischen – begleitet von Adam Benzwi am Piano und Dragan Radosavievich auf der Violine – Lieder von Brecht und Weill, von
Eisler über Schönberg bis zur französischen Chansonette Barbara.
Ein in zweifacher Hinsicht sehr persönlichen Winkler- Abend. Der
Lebensgefährte der Schauspielerin, Wigand Witting war für die Einrichtung
der Bühne verantwortlich, bei der ihm die gemeinsamen Söhne, Lasse und Luca Winkler assistierten. Darüber hinaus ruft der Abend die absoluten
Super-Sternstunden der Winkler-Karriere in Erinnerung: Ihren
Else-Lasker-Schüler-Abend „Die Reise nach Jerusalem“ und natürlich ihren
superlativischen Dänenprinzen Hamlet in Peter Zadeks Inszenierung von 1999.
Persönlich ist dieser Abend aber vor allem, weil Angela Winkler ihr
dramatisches, lyrisches und kompositorisches Lieblingsrepertoire völlig
unangestrengt vorträgt. Mit gestischem Minimalismus und ohne die geringste
Not, sich beim Publikum anzubiedern. Egal, was die Ausnahmeschauspielerin singt oder spricht: Wenn sie an die Rampe tritt, wischt sie die ganze üppige Werk- und Rezeptionsgeschichte mal eben kurz weg und trifft mit ihrer Unmittelbarkeit ins Mark.
„Als wir vor ein paar Wochen spazieren gingen, schaute ich sie an und
dachte: Wir könnten sofort die Kamera auf ihr Gesicht halten und ein paar
Nachaufnahmen für die „Katharina Blum“ machen, ohne auch nur eine
Puderquaste zu bemühen“, schrieb Volker Schlöndorff vor zwei Jahren in einer
Laudatio zum 60. Geburtstag der Schauspielerin.
Eintritt: 5 € - 18 €
Kartenvorverkauf 0611. 132 325/Fax: 0611.132 367,
vorverkauf@staatstheater-wiesbaden.de, www.staatstheater-wiesbaden.de