Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Edward Albees moderner Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ im THEATER HEIDELBERGEdward Albees moderner Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ im ...Edward Albees moderner...

Edward Albees moderner Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ im THEATER HEIDELBERG

Premiere: 13.2.2010, 20.00, Theaterkino

 

Wenn Albee seine Protagonisten Martha und George auf das Schlachtfeld ihrer Ehe schickt, treffen zwei ebenbürtige Kontrahenten aufeinander.

Der Geschichtsprofessor und seine Frau trainieren ihren Ehekrieg seit zwanzig Jahren, die Einsätze sind hoch – aber nie so hoch, dass man sich vom nächsten Schlag des vertrauten Feindes nicht wieder erholen könnte. Es ist ein gefährlicher Tanz, dessen Reiz in der Möglichkeit liegt, eines Tages zu weit zu gehen.

 

Martha und George, zwei vom Leben beschädigte, die sich mindestens ebenso sehr lieben, wie sie sich hassen, zerfleischen einander im Kampf um Anerkennung – und wissen doch, dass es niemanden gibt, der sie glücklicher machen könnte. Ihre fulminanten und kompromisslosen Wortgefechte bescherten dem Autor schon bei der Uraufführung 1962 einen Riesenerfolg.

 

„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“spielt in einer Nacht. Und in dieser Nacht steht Martha und George Besuch ins Haus. Ein aufstrebender junger Biologe und seine süße Frau werden unfreiwillig zu Schiedsrichtern, Zuschauern und Katalysatoren der gegenseitigen Attacken ihrer Gastgeber – und sind bald selbst mitten drin in einem schnellen Reigen böser Spiele, deren ständig wechselnde Regeln sie nicht beherrschen. Mit der Routine jahrelanger Übung weisen Martha und George einander und ihren Gästen die jeweiligen Rollen zu, verwischen die Grenzn zwischen Wirklichkeit und Illusion – und treiben einander bis zu dem Punkt, an dem die Zerstörung der Wahrheit, auf die sie sich einst gemeinsam geeinigt haben, unausweichlich wird. „Wer hat Angst vorm bösen Wolf” ruft ein Kind. „Niemand” antworten die anderen Kinder im Chor und rennen davon – wer vom Wolf gefangen wurde, wechselt die Seiten und wird vom Gejagten zum Jäger. Albee führt die Idee zum Titel seines berühmtesten Stückes auf den Besuch einer Bar im Jahre 1953 zurück. Er fand den Spruch auf einem großen Spiegel, auf dem die Gäste sich verewigen konnten. „Natürlich meint „Who’s afraid of Virginia Woolf?” wer hat Angst vorm bösen Wolf ... Wer hat Angst davor, sein Leben mit falschen Illusionen zu leben. Und es erschien mir wie ein typischer intellektueller Universitätswitz.” (Edward Albee)

 

„Emotionalen Extremismus” bescheinigte Truman Capote der Schauspielerin Elizabeth Taylor einst. „Das gefährliche Bedürfnis, mehr geliebt zu werden als selber zu lieben. Es ist derselbe überhitzte Drang, der einen inkompetenten Spieler dazu verleitet, auf jeden Verlust mit noch höherem Einsatz zu reagieren.“ Fast scheint es, als würde er über Martha sprechen, die Frau, die Taylor 1966 an der Seite ihres Ehemannes Richard Burton in der berühmten Verfilmung von Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“spielte.

 

Deutsch von Alissa und Martin Walser

 

Regie Dorothea Schroeder

Bühne und Kostüme Jana Denhoven

Dramaturgie Nina Steinhilber

 

Mit Simone Mende, Jennifer Sabel; Ronald Funke, Matthias Rott

 

Weitere Vorstellungen: 16., 18. & 23.2.

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele

Diesmal war nun endlich die lang erwartete mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra zu Gast bei den Schlossfestspielen. Zunächst musizierte das exzellente Orchester des Goethe-Gymnasiums…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM BAUCH DES RITTERS -- "Falstaff" von Giuseppe Verdi in der Blauen Halle - Mainfrankentheater Würzburg

In der einfallsreichen Inszenierung von Magdalena Fuchsberger (Bühnenbild und Kostüme: Monika Biegler, Video: Aron Kitzig) befindet sich die Handlung im Bauch des alternden Ritters Falstaff, der von…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester mit Eva Ollikainen in der Liederhalle Stuttgart

Das "Märchenpoem" von Sofia Gubaidulina war eine echte Überraschung. Denn die finnische Dirigentin Eva Ollikainen arbeitete mit dem SWR Symphonieorchester die elektrisierend-durchsichtige Klangfläche…

Von: ALEXANDER WALTHER

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN -- Galeriekonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in der Staatsgalerie STUTTGART

Unter dem Motto "Wanderer" fand diesmal das Galeriekonzert mit dem begnadeten Bass-Bariton Jochen Kupfer statt, der einfühlsam von Marcelo Amaral am Flügel begleitet wurde. Die Lieder von Franz…

Von: ALEXANDER WALTHER

DEM VOLKSTÜMLICHEN VERBUNDEN -- Zweiter Teil des Tschaikowsky-Zyklus' mit dem Staatsorchester Stuttgart in der Liederhalle/STUTTGART

Das Staatsorchester Stuttgart musizierte unter der elektrisierenden Leitung von Cornelius Meister im zweiten Teil des Tschaikowsky-Zyklus zunächst die selten zu hörende Sinfonie Nr. 2 in c-Moll aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑