als soziokultureller Schwerpunkt im Juni 2009 tourt das Team durch die Bezirke Leopoldstadt, Landstraße, Margareten, Neubau, Alsergrund, Ottakring und Donaustadt und geht für jeweils einen Tag im Rahmen der soziokulturellen Intervention ECHTE GEH’N NICHT UNTER oder WÜRDEN WIR NEIN SAGEN? IV in Dialog mit AnrainerInnen im Bezirk.
Straßenfeste, Verkehrsknotenpunkte und Märkte, die gerne von den Menschen besucht werden, bilden jenen Anknüpfungsmoment, wo Alexandra Reill und Karin Gruber [Post-]karten mit Bild- und Textzitaten aus den Medien auf der Strasse verteilen, die platte Vorurteile und populistische Argumente aufzeigen, wie sie von rassistisch agierenden Kräften immer schon verwendet wurden, und dies zum Anlass nehmen, mit Menschen in Dialog zum Thema zu treten.
Orte und Zeiten
9. Bezirk: 6. Juni 2009
im Rahmen des Südwind-Festes im alten AKH
11 bis 18 Uhr
7. Bezirk: 7. Juni 2009
in der Stiftgasse am Spittelberg
13 bis 22 Uhr
2. Bezirk: 12. Juni 2009
vor der Nepomukkirche auf der Praterstraße
10 bis 14 Uhr
5. Bezirk: 13. Juni 2009
auf dem Margaretenplatz
10 bis 17 Uhr
3. Bezirk: 19. und 20. Juni 2009
vor der U3-Station Rochusgasse auf dem Rochusmarkt
15 bis 19 Uhr
22. Bezirk: 19. und 20. Juni 2009
als Installation im öffentlichen Raum auf dem Genochmarkt in Kooperation mit MIK
18 bis 23 Uhr
16. Bezirk: 20. Juni 2009
anlässlich des Bauernmarktes am Yppenplatz
10 bis 14 Uhr
Die Karten dokumentieren in historischen Text- und Bildzitaten die Situation Arbeitsloser in den 30er Jahren, NS-Propaganda zum Begriff Arbeit und die Begeisterung all zu hoher Anteile einer Wiener Bevölkerung für den „Anschluß“. Zeitgenössische Motive werden dem gegenübergestellt - heutige Polemiken rund um das Thema Arbeit und Wohlstand, Bereiche gesellschaftlichen Lebens, die heute noch und verstärkt wieder zum Anlass für Parolen genommen werden, die Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen ohne jegliche Differenzierung diffamieren und ausgrenzen, letztlich bedrohen und töten.
So machen die Kartenobjekte darauf aufmerksam, wie trügerisch Populismus agiert und sich aber auch auf Haltungen von Menschen auswirkt. Die Frage danach, wie tief Wurzeln faschistoider und rassistischer Haltungen in einer Wiener Bevölkerung sitzen, wird dabei nicht verdrängt. Nicht nur aktuell, langfristig gesehen ist eine anhaltende Beleuchtung von heutigem Antisemitismus und Alltagsrassismen im täglichen Denken und Sprachgebrauch wichtiges Thema, das kontinuierliches Handeln in der Begegnung mit Menschen braucht.
Der White Cube ist hier wohl der falsche Platz, und es lässt sich danach fragen, ob zeitgenössisches Kulturschaffen nicht schon längst draußen, im „allgemeinen“ Leben stattfindet. Für den transdisziplinär-soziokulturellen Charakter dieses Projekts jedenfalls eignet sich der künstlerische Ansatz der Intervention im öffentlichen Raum besonders gut. Als Kommunikationszeichen im öffentlichen Raum und als Erinnerungszeichen in Küchen und Wohnzimmern dient die Drucksorte, und das Wechseln der Karten von einer Hand in die andere eröffnet die Möglichkeit aktiven Zugehens auf Menschen, mobilen Diskurses und offenen Dialogs. Mit ihrem Projekt ECHTE GEH’N NICHT UNTER oder WÜRDEN WIR NEIN SAGEN? IV, einer vierten Folgeadaptierung des ursprünglich im Herbst 2008 in Zusammenarbeit mit Gewerbetreibenden der Neubauer Kirchen- und Siebensterngasse veranstalteten Kommunikationsprojekts, richtet sich Alexandra Reill gegen Alltagsrassismus und „Ausländerfeindlichkeit“, gegen Vorurteile und populistische Polemik, gegen Ängste dem Unbekannten, dem Fremden gegenüber.
Team
Konzept:
Alexandra Reill
Intervention im öffentlichen Raum und Videodokumentation:
Alexandra Reill, Karin Gruber
Produktion:
kanonmedia, Wien 2009