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Drei September-Premieren im Deutschen SchauSpielHaus Hamburg

Verunsicherung, Katastrophenstimmung und Panik stehen im Zentrum von »Hysteria – Gespenster der Freiheit«: Inspiriert von Luis Buñuel wird Intendantin Karin Beier zur Eröffnung ihrer vierten Hamburger Spielzeit im SchauSpielHaus eine Gesellschaft in Angst inszenieren, die Uraufführung ist am 17. September 2016.

Einen Tag später zeigt Rimini-Protokoll erneut einen Wissenschaftsdiskurs mit Experten. In

erörtern Wissenschaftler moderner Hirnforschung jahrhundertealte, »Brain Projects« aber immer

noch brisante Fragen nach der Funktionalität unseres Gehirns. Uraufführung ist am 18.

September im MalerSaal.

Das Junge SchauSpielHaus eröffnet bereits am 16. September mit der deutschsprachigen Erstaufführung von Ad de Bonts »Lügen«. Das Stück erzählt eine moderne Familientragödie vor dem

Hintergrund des Völkermords in Ruanda. Regie führt Klaus Schumacher.

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Uraufführung

Hysteria – Gespenster der Freiheit nach Motiven von Luis Buñuel

Premiere am: 17/9/2016 / 20 Uhr / SchauSpielHaus

Inspiriert von Luis Buñuel wird Karin Beier zur Eröffnung der Spielzeit eine Gesellschaft in Angst inszenieren: Eine Familie kehrt aus Asien zurück, wo sie aus beruflichen Gründen lange Zeit gelebt hat. Mit Kollegen, Freunden, Nachbarn soll Einzug gefeiert werden. Doch die Unsicherheit ist groß: Ist die Rückkehr nach Deutschland Abstieg oder Aufstieg? In was für ein Land kehren sie zurück? Worauf muss man sich einstellen, worauf kann man sich verlassen? Was sind das für Menschen da draußen? Und dieser neue Nachbar, was will er? Das Fundament des neu bezogenen Hauses steht offenbar auf schwankendem Boden und der Blick durch die gläserne Fassade auf das, was Heimat war und nun wieder werden soll, begegnet rätselhaften Zeichen. Vertraute Sätze klingen plötzlich bedrohlich, Gedanken enthüllen Verschwörung und Meldungen handeln von Katastrophen. Eigenes wie politisches Leben entpuppt sich als endloser Krisen-zusammenhang. Es braucht nicht viel, um aus Unsicherheit Angst und aus Angst Hysterie werden zu lassen.

Es spielen: Paul Behren, Yorck Dippe, Sachiko Hara, Jonas Hien, Josefine Israel, Markus John, Angelika Richter, Kate Strong, Sayouba Sigué, Julia Wieninger, Michael Wittenborn

Regie: Karin Beier / Bühne und Kostüme: Johannes Schütz / Musik: Jörg Gollasch / Sounddesign: Dominik Wegmann / Licht: Annette ter Meulen / Dramaturgie: Christian Tschirner

Weitere Vorstellungen: 21/9, 1/10, 9/10, 23/10

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Uraufführung

Brain Projects von Rimini Protokoll (Helgard Haug und Daniel Wetzel)

Premiere am: 18/9/2016 / 20 Uhr / MalerSaal

Schon seit der Antike fragt sich der Mensch, was das Ich sei, was es mit dem Verhältnis von Leib und Seele, später re-formuliert als Dualismus zwischen Körper und Geist, auf sich hat. Wie entsteht aus der organischen Materie, dem Gehirn, das Bewusstsein? Die moderne Hirnforschung schien das Erbe der Philosophie anzutreten und diese Fragen zu beantworten als sie begann, Nervenbahnen und Nervenzellen zu orten und zu analysieren. MRT-Scans des Gehirns sind auch in der Medizin zum Alltagsgeschäft geworden. Aber was wissen wir wirklich über die Art und Weise, wie unser Gehirn arbeitet und was sagt uns die Neurowissenschaft über das nur subjektiv erfahrbare Bewusstsein des Einzelnen? Rimini Protokoll stellt in »Brain Projects« drei ganz unterschiedliche Perspektiven auf diese Fragen vor. Wissenschaftliche Hypothesen und besondere Biografien verbinden sich zu Erzählungen über das, was wir über uns wissen. Und was nicht.

Nach der »Welt-Klimakonferenz« inszeniert Rimini Protokoll erneut einen spannenden Wissen-schaftsdiskurs mit hochkarätigen Experten.

Mit: Lobna Allamii, Felix Hasler, Irini Skaliora

Regie: Helgard Haug, Daniel Wetzel / Bühne: Heike Gallmeier / Video-Animation: Grit Schuster / Video: Marc Jungreithmeier / Musik: Barbara Morgenstern / Licht: Björn Salzer / Dramaturgie: Jörg Bochow / Recherche/Dramaturgie-Assistenz: Linn Günther

Weitere Vorstellungen: 19/9, 20/9, 21/9, 22/9

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Deutschsprachige Erstaufführung

Lügen [15+] von Ad de Bont

Premiere am: 16/9/2016 / 19 Uhr / JungesSchauSpielHaus

Holland 2014. Pio Nikuze, dessen geliebter Vater vor 20 Jahren vor dem Bürgerkrieg in Ruanda geflohen ist, fühlt sich als Niederländer und glaubt, seinen Vater zu kennen. Die holländische Idylle wird zerstört, als eine ältere Frau, eine Tutsi aus Ruanda, ihm erzählt, für welche Taten sein Vater verantwortlich sein soll. Pio verschwindet und bricht den Kontakt zu seinem Vater ab. Doch seine beste Freundin überredet Vater und Sohn, ein „Gacaca“, ein Volksgericht nach alter, ruandischer Tradition, abzuhalten. Denn Versöhnung sei nur durch Wahrheit möglich... »Lügen« von Ad de Bont ist eine moderne Familientragödie und ein politisches Aufklärungsstück. Schonungslos wird vom grausamen Völkermord in Ruanda erzählt – aus der Perspektive der Opfer und der Täter. Die Szenen, die in der friedlichen europäischen Gegenwart spielen, werden sukzessive überschwemmt von Traumata der Vergangenheit. Wie kann ein friedlicher Nachbar zu einem Massenmörder werden? Wie kann der geliebte Vater ein grausamer Schlächter gewesen sein? Wie lässt sich vergeben, wenn man nicht vergessen kann und alles verloren hat? Ad de Bont ist einer der meistgespielten Autoren in Europa und seine Stücke zählen zu den Klassikern der Kinder- und Jugenddramatik. Mit dem Jungen SchauSpielHaus verbindet ihn eine lange Geschichte – »Mutter Afrika« und »Die Odyssee« wurden hier von Klaus Schumacher in Deutschland erstaufgeführt. De Bont schreibt genau recherchierte Stücke, die grausame Realitäten schonungslos thematisieren und gleichzeitig archaische Geschichten, die den Zuschauer tief berühren – und dabei immer die Möglichkeit von Versöhnung aufscheinen lassen.

Es spielen: Florence Adjidome, Hermann Book, Gabriel Kähler; Live-Musik: Tobias Vethake

Regie: Klaus Schumacher / Bühne und Kostüme: Katrin Plötzky / Musik: Tobias Vethake / Dramaturgie: Stanislava Jevic

Weitere Vorstellungen: 19/9, 20/9, 7/10, 8/10, 10/10

Karten unter Tel. 040.248713 / kartenservice@schauspielhaus.de / www.schauspielhaus.de

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