Er gibt sich selbst den Namen Don Quijote und macht sich auf, den Geschichten aus seinen Büchern nachzujagen. Sein Gefährte und Waffenträger Sancho Pansa tauft ihn den »Ritter der traurigen Gestalt«. Unterwegs auf einem alten Klepper und einem Esel wollen sie »der Welt die unwiederbringlich verlorene Gerechtigkeit zurückgeben«, eine vermeintliche Prinzessin befreien und gegen Riesen in Gestalt von Windmühlen kämpfen.
Doch für Bulgakow ist der unermüdliche Kampf gegen scheinbar übermächtige Gegner mehr als nur eine Metapher oder ein Sprichwort. Immer wieder wurde seine Wohnung durchsucht, Manuskripte und Tagebücher beschlagnahmt und Ausreiseanträge abgelehnt. Weder Bulgakow noch sein Held Don Quijote lassen sich aber von Gewalt und Hohn, Willkür und Demütigung ihre Fantasie zerstören. Don Quijote flüchtet sich in seine Ritterromane und BulgakoW flüchtet vor der Diktatur in fantastische literarische Welten. So schreibt er einerseits den posthum weltbekannt gewordenen Roman DER MEISTER UND MARGARITA, verfällt andererseits aber der Paranoia und Depression.
In seiner Inszenierung setzt Sascha Hawemann den weltbekannten Stoff in Bezug zu seinem Bearbeiter: ein Ritt durch die spanische Steppe und das Moskau des Großen Terrors, ein Kampf gegen Widersprüche und Absurditäten eines Systems, ein Held mit einer tragikomischen Dimension – trotz oder gerade wegen der Unfähigkeit, die Realität von den Träumen zu trennen. Dieser Don Quijote muss am Ende sterben, weil seine Vision in einer fantasielosen Welt keinen Platz hat.
Sascha Hawemann studierte in Belgrad und Berlin Regie und war von 1995 bis 2000 Hausregisseur, ab 1997 Leitender Regisseur am Hans Otto Theater in Potsdam; von 2008 bis 2013 war er in gleicher Funktion am Leipziger Centraltheater tätig. Er arbeitet u. a. an Theatern in Berlin, Hannover, Dortmund, Nürnberg und Schwerin. Am Theater Bonn inszenierte Sascha Hawemann u. a. WUT von Elfriede Jelinek, VOR SONNENAUFGANG von Ewald Palmetshofer, ONKEL WANJA von Anton Tschechow und zuletzt DER NACKTE WAHNSINN von Michael Frayn.
Regie Sascha Hawemann
Bühne Alexander Wolf
Kostüme Ines Burisch
Video Lars Figge
Licht Johanna Salz
Dramaturgie Jan Pfannenstiel
Regieassistenz René Fiegen
Ausstattungsassistenz Elisa Pfeifer
Inspizienz Sascha Maurice Höchst
Soufflage Raoul M. Köndgen
Mit: Ursula Grossenbacher, Janko Kahle, Timo Kählert und Alois Reinhardt
Nächste Vorstellungen: 10., 13., 23., 30. November | 8., 21., 28. Dezember