Was Poe nun erlebt, könnte seiner eigenen Poesie entsprungen sein. Zahlreiche Gestalten tauchen vor ihm auf, denen er begegnet ist; Orte, an die er sich erinnern kann; Ereignisse, die sein Leben geprägt haben. In einer Gerichtsverhandlung muss er sich dem Vorwurf stellen, den Tod seiner jungen Frau Virginia herbeigeführt zu haben, um dadurch dichterische Inspirationen zu erlangen. Doch die Verhandlung gerät zur Farce: Denn der einzige, der Poe beschuldigt, ist Poe selbst, der im Augenblick seines Todes feststellt, dass das Schiff den Hafen in Richtung Baltimore tatsächlich nie verlassen hat.
Mit seiner Oper über Edgar Allan Poe ist dem US-Amerikaner Dominick Argento – Pulitzer- und Grammy-Preisträger – ein Geniestreich gelungen. Bei der Uraufführung 1976 in Minneapolis wurde das Werk von der Kritik hymnisch als »the great American opera« gefeiert. Grusel, Traum, Wahn und Wirklichkeit greifen in dieser hochdramatischen Geschichte ineinander und verbinden sich mit der teils lyrischen, teils orgiastischen musikalischen Sprache des Komponisten zu einem einzigartigen Rausch des Hörens und Sehens.
Thaddeus Strassberger, 1976 in den USA geboren, studierte Regie in New York. Der Gewinn eines der renommierten Fulbright- Stipendien ermöglichte ihm 2001 ein »scenic design«-Studium an der Scala in Mailand. Heute ist er an zahlreichen renommierten Opernhäusern weltweit tätig. Mit seiner Inszenierung und dem Bühnenbild zu »La Cenerentola« an der Ireland Opera in Dublin gewann er 2005 den Europäischen Opernregie-Preis »Camerata Nuova« in Wiesbaden. Zu seinen jüngsten Produktionen zählen u. a. »La fanciulla del West« in Innsbruck, »The Rape of Lucretia« in Oslo, »I due Foscari« mit Placido Domingo am Opernhaus Covent Garden London sowie »Hamlet« in Washington. Zukünftige Regiearbeiten führen ihn u. a. nach London, Montreal und Wien.
Text von Charles M. Nolte
in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Sebastian Beckedorf
Inszenierung & Bühne Thaddeus Strassberger
Kostüme Madeleine Boyd
Chor Georg Menskes
Dramaturgie Christian Steinbock
Mit Rossen Krastev, Ekaterina Kudryavtseva, Simone Lichtenstein, Yamina Maamar, Oleksandr Pushniak, Malte Roesner, Anne Schuldt, Wolfgang Schwaninger, Arthur Shen, Milda Tubelytė
weitere Vorstellungen am 14., 18. & 27. Dezember jeweils um 19.30 Uhr