Unglücklicherweise stehen sowohl Nerones Ehefrau Ottavia als auch sein Lehrer, der Philosoph Seneca, Poppeas skrupellosen Aufstieg zu Liebe und Macht im Weg und sind keineswegs gewillt, ihre gehobenen
Positionen kampflos aufzugeben. Im Gegenteil: Angesichts des drohenden persönlichen wie politischen Untergangs klammert sich jeder an seine schwindenden Privilegien und verteidigt sie um jeden Preis.
Zum ersten Mal in der noch jungen Geschichte des Musiktheaters brachte Claudio Monteverdi mit Die Krönung der Poppea – anstelle eines mythischen – einen historischen Stoff auf die Opernbühne. Die
intrigenreiche Handlung erzählt von Erotik, Macht und Moral sowie ihrem Missbrauch – Themen, die heute noch genauso brisant sind wie bei der Uraufführung vor fast 400 Jahren und wie in der römischen
Antike, in der die Oper spielt.
2017 gilt es, ein wichtiges Jubiläum der Musikgeschichte zu begehen: Zum 450sten Mal jährt sich der Geburtstag Monteverdis, der schon zu Lebzeiten als »Göttlicher Claudio« und »Orakel der Musik« bezeichnet wurde. Wie verdient diese Beinamen sind, beweist Die Krönung der Poppea in aller Nachdrücklichkeit. Dieser frühe Beitrag zur Operngeschichte weist weit über die eigene Zeit hinaus auf ein durchkomponiertes Gesamtkunstwerk, in dem Musik, Wort und Dramaturgie eine vollkommene Einheit bilden.
Überraschend modern wirken die ausgefeilte psychologische Motivierung aller Charaktere, die geradezu filmische Überblendung der Szenen und das engmaschige Netz an dramaturgischen Vor- und
Rückbezügen. Auch wenn Monteverdi nicht davor zurückschreckt, die kalt-berechnende Erotik Poppeas, die kindische Brutalität Nerones oder die selbstgefällige Moral Senecas auszustellen, denunziert er seine
Figuren jedoch nie und wertet nicht. Er entwirft lediglich ein Kaleidoskop menschlicher Verhaltensweisen. Statt von Göttern oder dem Schicksal, wie in den vorher entstandenen Opern, wird in Monteverdis letztem Werk der Mensch von seinen Trieben beherrscht. Nur folgerichtig, dass der Komponist es ablehnte, die Oper mit der vom Librettisten Giovanni Francesco Busenello vorgesehenen Apotheose enden zu lassen, und stattdessen ein Liebesduett einforderte, das in seiner erotischen
Anziehungskraft lange unübertroffen blieb.
Opera musicale // Libretto von Giovanni Francesco Busenello // In
italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung
Merijn van Driesten
Nadja Loschky
Ralf Käselau
Kostüme
Gabriele Jaenecke
Dramaturgie
Yvonne Gebauer // Anne
Christine Oppermann
Poppea Cornelie Isenbürger
Nerone Ray Chenez
Nerones Vertrauter Thomas Wilhelm
Drusilla Nienke Otten
Ottavia Melanie Kreuter
Fortuna / Arnalta Katja Starke
Virtù / Die Amme Nohad Becker
Amor / Damigella Dorine Mortelmans
Valletto Hasti Molavian
Ottone Evgueniy Alexiev
1. Soldat Dumitru-Bogdan Sandu
2. Soldat Vladimir Lortkipanidze
Liberto / Lucano Lianghua Gong
Seneca Moon Soo Park
Mercurio / Liktor Caio Monteiro
Angehörige des Seneca Lianghua Gong / Krzysztof Gornowicz /
Lutz Laible / Seung-Koo Lim / Vladimir
Lortkipanidze / Caio Monteiro / Ramon
Riemarzik / Carlos Rivas / Dumitru-
Bogdan Sandu
Konsuln Lianghua Gong / Seung-Koo Lim /
Dumitru-Bogdan Sandu / Krzysztof
Gornowicz / Carlos Rivas
Tribune Lutz Laible / Caio Monteiro / Ramon
Riemarzik
Amori Nohad Becker / Dorine Mortelmans /
Nienke Otten / Katja Starke
Die nächsten Vorstellungen
20.06., 30.06., 02.07., 05.07., 11.07.17
Karten
0521 / 51 54 54
www.theater-bielefeld.de