Obwohl das Volk der Juden im christlichen Spanien verachtet wird und sich der spanische Königshof von der Außenwelt völlig abschottet, gelingt dem jüdischen Mädchen Rahel samt Schwester und Vater der Zutritt zum obersten Landesherrn: „Ich will den König sehen! Soll ein Herr sein, weiß und rot, jung und schön, ich will ihn sehn. Bin ich nicht schön, bin ich nicht reich?“ Als die Jüdin vor König Alfonso steht, ist es um diesen geschehen: Vergessen ist die königliche Gemahlin, vergessen sind die Pflichten des Staates, vergessen auch die Feinde vor den Grenzen des Landes. Aber der Hof verlangt, dass der schöne Traum sein Ende findet. Alfonso muss sich entscheiden: Handelt er als König oder als Mensch? Der aufregende Wandel im Denken des Königs ist der beklemmend aktuelle Punkt, auf den das ganze Stück zuläuft.
Spanien ist von „Kriegshysterie“ zerrüttet, denn die Christen befürchten den Vormarsch der nach Spanien eingedrungenen Mauren; das regierende königliche Paar, einander entfremdet, hält sich nur an der Macht, weil es die „Form wahrt“. In dieser labilen Situation zieht ein junges Mädchen alles auf sich: als Jüdin ein Fremdkörper, stigmatisiert als rätselhaft-laszive Verführerin. Sie erweckt die Sinnlichkeit des jungen Königs: Als jene Jüdin erscheint, wird ein Etwas im König rege, von dessen Dasein er bis jetzt noch keine Ahnung gehabt: die Wollust. Die schöne Jüdin fällt zu des Königs Füßen, ihr üppiger Busen wogt an seine Knie gepresst und – der Schlag ist geschehen, schreibt Grillparzer. Aber in einer ungeordneten Welt fällt ihr die Rolle des personifizierten Unheils zu, das aus eben dieser Welt geschafft werden muss.
Regie
Jacqueline Kornmüller
Alexandra Hahn
Kostüme
Antje Sternberg
Musik
Marc Eisenschink
Dramaturgie
Hans Nadolny
Mit
Philipp Mauritz (Alfonso VIII., König von Kastilien)
Anne Lebinsky (Eleonore von England, dessen Gattin)
Harald Arnold (Manrique, Graf von Lara)
Henrik Schubert (Don Garceran, dessen Sohn)
Andreas Herrmann (Isaak, der Jude)
Friederike Walke (Esther, seine Tochter)
Julia Malik (Rahel, seine Tochter)
Jérôme Komol (Knappe/Diener)
Vorstellungen
20. September ’07
19.30 Uhr
22. September ’07
19.30 Uhr
23. September ’07
15 Uhr
30. September ’07
17 Uhr
04. Oktober ’07
19.30 Uhr
12. Oktober ’07
19.30 Uhr
25. November ’07
19 Uhr