Im Rahmen des Festival TEMPS D´IMAGES im Düsseldorfer Tanzhaus NRW führte der französische Choreograph Fabien Prioville sein Solostück "Jailbreak Mind" auf. Darin beschäftigt er sich mit der Frage, inwieweit gewalttätige Computerspiele die Gewaltbereitschaft fördern. Fabien Prioville tanzte in der kanadischen Tanzkompagnie La La Human Steps von Édouard Lock und war sieben Jahre lang Mitglied des Wuppertaler Tanztheaters bei Pina Bausch. Ausgehend von diesen doch sehr unterschiedlichen choreographischen Ansätzen hat Fabien Prioville einen eigenen, sehr weichen Tanzstil gefunden.
Der Titel des Stückes "Jailbreak Mind" bezieht sich auf Computerprogramme mit denen man sich illegalen Zugang zu Daten verschaffen kann und lehnt sich an die Ästhetik des Computerspiels "Grand Theft Auto JTA" an, das Prioville selbst häufig spielt. Ausgehend von der Tat eines jungen Japaners, der willkürlich sieben Menschen mit dem Messer ermordet hat, beschäftigt sich Prioville mit den Gedanken des Täters vor der Tat. Wie beeinflussen die technischen Medien den Menschen. Führt exzessives Computerspielen zu Wirklichkeitsverlust und Mangel an Empathie? Wird die wirkliche Welt zu einem virtuellen Spiel? Prioville findet dafür suggestive Bilder.
Zu Beginn sehen wir das Video eines Helikopters zu Sonnenaufgang, der auf der Stelle zu stehen scheint. Dann windet sich Fabien Prioville in einem Leuchtrechteck wie in einem Gehirnkasten: der beeindruckende Versuch, die Gedankengänge eines Gewalttäters in allen Gehirnwindungen nachzuvollziehen. Verstörend und beängstigend, wenn er die Videokamera in das Publikum richtet und die Bilder auf die Videowand projiziert werden. Am Ende, bei Sonnenuntergang sehen wir seine zärtlichen Regungen für einen kleinen Hunderoboter, dessen Bewegungen er nachahmt.
"Jailbreak Mind" sind 60 Minuten einer gelungenen Synthese zwischen Tanz, Videoprojektion und Musik. Ein überzeugendes Stück, grandios dargebracht mit verdientem Applaus.
"Jailbreak Mind" wird im Februar 2010 auch anlässlich der Tanzplattform in Nürnberg (25. bis 28. Februar) zu sehen sein.
Choreographie: Fabien Prioville
Musik: Frank Schulte
Video: Uli Sigg
Januar 2010