Seit langem schon sind die Familien der Vettern von Schroffenstein durch einen Erbvertrag entzweit. Stirbt eine der Erblinien aus, geht ihr Besitz automatisch an den anderen Familienzweig über. Graf Rupert argwöhnt, Sylvester habe seinen Sohn erschlagen, um auf diese Weise in den Besitz des Familienerbes zu gelangen und schwört blutige Rache, »Rache dem Mörderhaus Sylvester!«
Aber der Fall, dessen Lösung anfangs so klar auf der Hand zu liegen schien, verwirrt sich zusehends. Die Figuren kommen der Wahrheit nicht auf den Grund. Sie verheddern sich in Vermutungen, Meinungen, Gerüchten und jagen blind im Dunkel ihrer eigenen Vorurteile umher. An die Stelle von Gewissheit treten Verdächtigungen, die sich zu Misstrauen, Hass und schließlich zu Mord und Totschlag steigern.
Zwischen diesen Fronten entspinnt sich die Liebesgeschichte von Ottokar und Agnes, zwei Kindern der verfeindeten Familien. Gerade weil das Vertrauen der Liebenden im Grunde ebenso blind ist, wie Misstrauen und Hass der restlichen Familie, steht ihre Verbindung für die Hoffnung auf einen Ausweg aus dem Teufelskreis, für die Hoffnung auf Frieden und Neubeginn – auch wenn der Versuch, die Feindschaft ihrer Familien zu überwinden, blutig scheitert.
Wortgewaltig beschreibt Heinrich von Kleist in seinem dramatischen Erstling das Misslingen von Verständigung. Die Fabel des romantischen Schauerstücks zeigt deutliche Verwandtschaft zu Shakespeares Romeo und Julia.
Regie Ivna Zic
Bühne und Kostüme Jürgen Höth
Musik Johannes Kühn
Dramaturgie Franziska Betz
Mit Georg Böhm, Niklas Herzberg, Nicole Lippold, Anton Pleva, Carmen Priego, Felicia Spielberger