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Die ewige WiederkehrDie ewige WiederkehrDie ewige Wiederkehr

Die ewige Wiederkehr

Joël Pommerats „Kreise/Visionen“ im Düsseldorfer Schauspielhaus

Copyright: Sebastian Hoppe

 

Das Leben ein Spiel? Aus Sicht des Teufels, der in Joël Pommerats "Kreise/Visionen" als Conférencier getarnt das große Unendlichkeitsspiel durchführt, sicherlich. Wieweit bleibt man sich selbst treu und welche Konsequenzen ergeben sich aus Handeln ober auch Nichthandeln? Lässt man sich betrügen und korrumpieren, betrügt man sich selbst, verkauft sich und seine Werte? Wann ist es angemessen, seine Überzeugungen in Frage zu stellen und sich anders zu verhalten? Acht Geschichten aus drei Jahrhunderten, die jeweils Zeitbrüche widerspiegeln und nicht chronologisch gespielt werden, stellen Glaubensfragen, Lebenseinstellungen, Prinzipien, Überzeugungen oder neudeutsch Visionen in Frage.

 

Anhand von beispielhaften Sequenzen verdeutlicht Pommerat, dass sich die menschlichen Verhaltensweisen über die Jahrhunderte nicht geändert haben. Im 14. Jahrhundert kommt ein Ritter an seine Glaubensgrenzen. Daneben thematisiert Pommertat den Irrsinn des 1. Weltkriegs und zeigt die Befindlichkeiten des Adels, wenn z.B. eine Adelige um 1900 in der Frage des Gesundheitszustandes ihres Kindes ihren prinzpientreu eher der medizinischen Wissenschaft vertraut als den Erfahrungen und der Intuition ihres Kindermädchens, mit der Folge, dass das Kind stirbt.

 

In einem anderen Adelshaushalt möchte die Hausherrin von ihren Bediensteten geduzt werden und plädiert für die Abschaffung der Dienstkleidung. Dieser halbherzige Versuch, die Standesschranken aufzubrechen, entpuppt sich als leere Worthülse, und erzeugt eher Unbehagen, weil dadurch Unsicherheiten entstehen und sich letztlich nichts im Abhängigkeitsverhältnis ändert. Der Hausherr sorgt derweil dafür, dass sein Diener Philippe nicht zum Kriegsdienst eingezogen wird und bringt dessen Ehe auseinander, um ihn zu einer Liebesbeziehung mit ihm überreden zu können. Ließ sich Philippes Ehefrau durch ein großes finanzielles Angebot noch korrumpieren, so ist Philippe dazu nicht bereit.

 

Im 21. Jahrhundert trifft ein Mann im Parkhaus auf zwei Obdachlose, die ihm einen baldigen Aufstieg auf der Karriereleiter prophezeien. In Anlehnung an Shakespeares Macbeth entspinnt sich nun ein unglaubliches Szenario, in dem der Held und seine Frau immer mehr ins Zweifeln geraten, schließlich dem Aberglauben erliegen und der Mann sich zu Handlungen hinreißen lässt, die ihn vor sich selbst entwürdigen.

Eine andere Szene spielt in einer Arbeitsagentur, in der frustrierte Arbeitslose zur Teilnahme an einem Bewerbungsseminar gezwungen werden. Der hochkarätige Seminarleiter verspricht ihnen scheinbar ernsthaft einen Job, sein Angebot war aber nur Teil des Rollenspiels.

 

In einem Wald gehen tagelang zwei Pärchen verloren, voller Verzweiflung gibt schließlich eine Frau ihren Lebensentwurf auf.

 

In einer Mietskaserne will ein Mann ein Buch, von dem er selbst nicht viel hält, verkaufen und trifft dabei auf eine depressive Frau.

 

Ein Industrieller versucht, Obdachlose zu einer Organspende zu überreden, was zur Folge hat, dass diese in einem Bietgefecht den Preis dafür in abstruse Höhe handeln.

 

In der äußerst dichten Inszenierung von Hans-Ulrich Becker werden Treue und Verrat, Macht und Ohnmacht, Würde und Würdelosigkeit so eindringlich geschildert, dass es gelingt, die Stimmungen auf den Zuschauer zu übertragen und fast drei Stunden lang die Spannung aufrecht zu erhalten. Den Schauspielern wird ein permanenter Rollentausch abverlangt, den sie überaus überzeugend meisterten. Ausgiebiger Beifall im spärlich besuchten Düsseldorfer Schauspielhaus.

 

Aus dem Französischen von Gerhard Willert

 

Regie – Hans-Ulrich Becker

Bühne – Alexander Müller-Elmau

Kostüme – Stefanie Seitz

Musik – Matts Johan Leenders

Dramaturgie – Armin Breidenbach

 

Mit

Conférencier / Sänger, Dienstbote A2 (1901), Lehensherr, Arbeitsloser 2, Oberst, Obdachloser 2 – Andreas Grothgar

Ritter, Philippe, Dienstbote A2 (1901), Arbeitsloser 4, Obdachloser 6 – Jakob Schneider

Der Mann, Diener 3 / A1 (1914), Mann der Amme (1901), Mann im Wald 2, Obdachloser 5, eine Männerstimme – Michael Kamp

Vertreter, Butler (1901), Dienstbote 2 / A1 (1914), Mann im Wald 1, Kollege des Mannes, Krunch (Arbeitsamtsleiter), Obdachloser 1 – Sven Walser

Aristokrat 1 (1914), Vorstandsvorsitzender Jansen, Finanzvorstand – Reinhart Firchow

Aristokratin 2 (1901), zweite Dienstbotin A1 (1914), Frau im Wald 1 (Spaziergängerin), Obdachlose im Parkhaus 2, Arbeitslose 3, Obdachlose 3 – Katrin Hauptmann

Aristokratin 1 (1914), Dienstbotin 2 (1901), Frau im Wald 2, Obdachlose im Parkhaus 1, Arbeitslose 1, Obdachlose 4 – Anna Kubin

Die Frau des Mannes, Amme (1901), die erste Dienstbotin Elisabeth (1914), melancholische Frau – Pia Händler

Vierter Diener (1914), der Goldene Ritter, ein Offizier, Soldat, Diener (1901), ein Kriegsversehrter – Jasper Schmitz

Fünfter Diener (1914), Mönch, Offizier, Soldat, Diener (1901), Fünfter Arbeitsloser – Oliver Sproll

Sechster Diener (1914), Folteropfer, Offizier, Soldat, Diener (1901), Tortendiener – Kofie Boachie, Bernardo Fallas

Bischof, ein Hausmeister – Karl Otto Hauptmann, Aljoscha Leonard

Stangentänzerin, Venus, dritte Dienstbotin (1914), Obdachlose 7, eine Krankenschwester – Tatjana Barinov, Tatiana Sacchi

Quadrocopterpilot – Bodo Ratschinski

 

Premiere Samstag, 7. Februar 2015, 19.30 Uhr, Großes Haus.

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