Es entsteht ein kaleidoskopartiges Panorama der politischen Wirrnisse des von Deutschland verantworteten Weltenbrands und der darauf folgenden Restauration. Oskars Familie besteht aus Kleinbürgern, Mitläufern und Feiglingen, die sich selbst zu Opfern erklären. Oskar, der Außenseiter, der Glas zersingen kann, schaut mit gnadenlosem Blick auf sie. Er legt den Finger in die Wunden des 20. Jahrhunderts und ertrommelt die Wahrheit hinter der deutschen Nachkriegsfassade. Das merkwürdige Kind, das sich weigert, zu wachsen und „mitzuspielen“, ist auch ein radikaler Widerständler, es protestiert nicht nur gegen die Haltungslosigkeit der Erwachsenenwelt, sondern gegen die Verlogenheit einer deutschen Gesellschaft, die sich ihrer Schuld nie wirklich stellte und bis heute den braunen Sumpf nicht ganz trocken gelegt hat. Günter Grass’ stilistisch raffinierter Bildungsroman erschien 1959 als Teil seiner Danziger Trilogie und wurde zum prägenden Text der deutschen Nachkriegsliteratur. Er löste beim Erscheinen große Kontroversen aus. Günter Grass, Provokateur, Einmischer, (politischer) Schriftsteller, Bildhauer und Grafiker, geboren 1927 in Danzig, gestorben 2015 in Lübeck, erhielt 1999 den Literatur Nobelpreis.
DIE BLECHTROMMEL wurde 1979 von Volker Schlöndorff verfilmt, der weltweite Erfolg wurde mit einem Oscar als bester fremdsprachiger Film und mit der Goldene Palme in Cannes gekrönt.2010 gab Günter Grass erstmals seine Zustimmung für eine Bühnenfassung der BLECHTROMMEL für das Maxim Gorki Theater Berlin. Es folgten 2015 Inszenierungen am Schauspiel Frankfurt und am Hamburger Thalia Theater. Für das Theater Münster hat Regisseur Alexander Frank eine eigene Bühnenfassung erstellt.
Regisseur Alexander Frank, geboren 1980 in Mainz, arbeitete nach Abschluss seines Studiums der Politikwissenschaft, Filmwissenschaft und Publizistik als Regieassistent am Jungen Schauspielhaus Zürich und am Schauspiel Frankfurt, dort brachte er auch mit THE SMALL THINGS von Enda Walsh seine erste Theater-Inszenierung zur Premiere. Seit 2012 arbeitet Alexander Frank als freier Regisseur in Frankfurt und Osnabrück, am Rheinischen Landestheater Neuss und am Theater Münster, wo er 2013 die Uraufführung von Lukas Hammersteins ICH HABE VERSTANDEN erarbeitete. Alexander Frank ist zudem Drehbuchautor und Filmregisseur.
Inszenierung: Alexander Frank
Bühne und Kostüme: Daniel Wollenzin
Musik & Sound: Stefan Paul Goetsch
Dramaturgie: Kathrin Mädler
Mitwirkende:
Daniel Rothaug (Oskar) und Natalja Joselewitsch, Mark Oliver Bögel, Ilja Harjes, Christoph Rinke, Carola von Seckendorff
Weitere Vorstellungen im September:
Mittwoch, 23. September, 19.30 Uhr, Kleines Haus
Freitag, 25. September 19.30 Uhr, Kleines Haus