Sprecherin Blanche überreicht ihn ihren Kolleginnen, nachdem sie stundenlang im Gespräch mit den ausländischen Gesellschaftern war, die das traditionsreiche Textilunternehmen gerade aufgekauft haben. Die Arbeiterinnen haben das Schlimmste erwartet, ihre Entlassung. Die Kürzung der Mittagspause nehmen sie billigend in Kauf, wenn sie dafür weiter arbeiten können. Eine Abstimmung über Annahme oder Ablehnung der Bedingung scheint überflüssig.
Doch Blanche hat Zweifel, fürchtet über den Tisch gezogen zu werden. Was wollen die Herren aus der Chefetage wirklich? Welche Konsequenzen wird die Entscheidung nach sich ziehen? Sie werden die Gehälter nicht antasten, aber sieben Minuten weniger Pause bedeuten auch sieben Minuten mehr Arbeit – bei gleichem Lohn. Und an diesem hängen ihre Existenzen. Was ist man also bereit hinzunehmen, nur um seine Arbeit zu behalten?
Unterschiedliche Charaktere, Meinungen, Schicksale treffen aufeinander. In einer hitzigen Diskussion ringt jede von ihnen um Positionierung, mit ihren individuellen Hoffnungen, Ängsten und Nöten. Die Elf sind als Stellvertreterinnen gewählt, tragen die Verantwortung für alle Kolleginnen des Betriebs. Ihre Wahl könnte zum Präzedenzfall werden. Aber haben sie wirklich die Wahl? Sie fürchten entlassen zu werden, wenn sie nicht kooperieren.
In einer ersten mündlichen Abstimmung stimmt Blanche als Einzige dagegen. Nicht wegen der sieben Minuten, sondern wegen dem, wofür sie stehen. Sie scheint alleine auf verlorenem Posten, bis nach und nach Einzelne ihre Partei ergreifen. Die Stimmung ist zunehmend gereizt, jede hat ihren eigenen Kopf. Argwohn und Misstrauen beherrschen die Debatte, Unterstellungen und Vermutungen machen die Runde.
Stefano Massini, geboren 1975 in Florenz, gehört zu den wichtigsten neuen Autoren des italienischen Theaters. Er ist Regisseur und Intendant des Piccolo Teatro di Milano. Mit Lehman Brothers. Aufstieg und Fall einer Dynastie, gelang ihm 2015 der Durchbruch am deutschsprachigen Theater, weitere Stücke wie Occident Express folgten. 7Minuten • Betriebsrat, das 2016 verfilmt wurde, stellt er folgende Anmerkung voran: „Als Reginald Rose 1954 das Fernsehspiel Die zwölf Geschworenen schrieb, legte er den Finger in die Wunde der amerikanischen Gesellschaft. Im Abstand von 60 Jahren muss der Finger hier in Europa, mitten in die Wirtschaftskrise, in die Wunde der Arbeitswelt gelegt werden. Mehr noch: der Arbeitsethik. Roses Empörung würde sich heute auf ganz andere Szenarien richten. Vielleicht auf einen Betriebsrat. Vielleicht auf elf Arbeiterinnen und ihr Ringen um die Bedingung einer Vertragsverlängerung.“
Inszenierung: Carole Lorang
Bühne: Katrin Bombe
Kostüme: Peggy Wurth
Musik: Kyan Bayuni
Dramaturgie: Carmen Bach, Malin Nagel
Licht: Sebastian Ahrens
Blanche: Andrea Quirbach
Mireille: Rosalie Maes
Sabine: Antonia Labs
Odette: Sophie Langevin
Rachel: Leoni Schulz
Agnes: Sophia Brocker
Mahtab: Leila Schaus
Zoélie: Talisa Lara
Arielle: Nora Koenig
Sophie: Katharina Bintz
Lorraine: Renelde Pierlot
Eine Koproduktion mit Les Théâtres de la Ville de Luxembourg.
Premiere in Luxemburg: 17. Oktober 2017
TERMINE in Mainz
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