Die Szenenideen entwickelten sich während des siebenwöchigen Probenprozesses, das verwendete Text- und Musik-Material haben die Darsteller zum größten Teil selbst eingebracht. In ausführlichen Interviews erzählten sie zu Beginn der Proben aus ihrem Leben, von ihren Erinnerungen, Gedanken und Hoffnungen. Regisseur Roy Rallo, Bühnenbildnerin Marsha Ginsberg, der Musikalische Leiter Alan Bern und alle anderen Mitarbeiter des Regieteams haben sich ganz von der Ausstrahlung und den Biographien der Senioren inspirieren lassen.
Was würdest Du mitnehmen, wenn Du aufgefordert wirst, binnen zehn Minuten Dein Haus für immer zu verlassen? Aus dieser Frage und den Antworten darauf entstand etwa die Eingangsszene des Abends. Die ersten Probenwochen waren erfüllt von gemeinsamem Singen und Musizieren, Lieder und Musikstücke wurden vorgeschlagen, geprobt, Ideen teils wieder
verworfen, teils weiterentwickelt. Die endgültige Auswahl verwendet nur ca. ein Drittel der Materialfülle der Proben.
Aus den Spannungsfeldern der Biographien schälte sich neben konkreten Szenenideen eine poetische Struktur heraus, in der sich das Leben der Senioren wiederfinden lässt. Kultur – Natur, Gesellschaft – Person, Althergebrachtes – Renoviertes: Hinter diesen nur scheinbar plakativen Dualismen verbergen sich Lebensthemen, die bei allen Mitwirkenden entdecken ließen. Auf die Frage, was ihre Heimat sei, nannten z.B. die meisten die Landschaft, in der sie leben, nicht aber die Stadt oder den Staat. Am ersten Frühlingswochenende entstanden deshalb im Wald
bei Schloss Belvedere Filmaufnahmen einer gemeinsamen Wanderung.
Andererseits begannen alle ihr Leben in einer Gesellschaft, die von der Nachkriegserfahrung des absoluten Mangels geprägt und deshalb viel weniger individualistisch war als die späterer Generationen. Alle wuchsen zudem in der DDR auf. Inzwischen ist ein Leben ohne Fernsehen, Handy und Internet schwer vorstellbar, in der Jugend der Methusalem-Mitwirkenden war selbst ein Radio keine Selbstverständlichkeit. Die ständige Erneuerung/Renovierung der äußeren Lebensumstände wirkt auf die Identität der Menschen.
Das Methusalem-Projekt vergegenwärtigt das Leben der fünfzehn mitwirkenden Senioren. Sie selbst sind die Handlung. Das lateinische Wort für Vergegenwärtigung ist repraesentatio; „rappresentatione“ ist der italienische Begriff für Theateraufführung. Die entstandene Methusalem-Aufführung, die ohne jeden Einzelnen der Senioren ganz anders geworden wäre, ist also sozusagen höchst repräsentativ für Weimar im Jahr 2011.
Regie: Roy Rallo
Musikalische Leitung & Sound-Design: Alan Bern
Bühne: Marsha Ginsberg
Kostüme: Doey Lüthi
Video: Anke Trojan
Dramaturgie: Michael Dißmeier
Es singen und spielen 15 Weimarer Senioren
Weitere Vorstellungen:
Fr, 6.5.11 / 20.00 Uhr / großes haus
Sa, 4.6.11 / 18.00 Uhr / großes haus
So, 3.7.11 / 19.00 Uhr / großes haus