Der Direktor trifft ein, hält eine Lobrede auf sich selbst und wirft mit Modeschlagwörtern um sich, die dann jedoch auf ironische Weise zu Neukreationen wie »kreatabel«, »flexitiv«, »orientent« und »innotabel« gesteigert werden. Auf dem Höhepunkt der Rede, bei der sich der Sinn zunehmend aus der Sprache verflüchtigt, muss der Chef wegen Nasenblutens abbrechen. Da ergreift Victor das Wort: Seine Rede in einer Phantasiesprache führt die inhaltslose Kommunikation konsequent zu Ende. In der Tat handelt es sich dabei um eine Ansammlung und Kombination unterschiedlicher Bezeichnungen für Antilopenarten. Dann springt Victor aus dem Fenster – in eine zeitenthobene Existenz, die ihm neue Sichtweisen gewährt. Auf seiner nächtlichen Wanderung durch eine absurd verzerrte großstädtische Gegend gerät der ziellos Suchende in ebenso grotesk wie komisch anmutende Situationen, die stets auf der Kippe zwischen Realität und Phantastik balancieren. Die sonderbare Flucht in einen unmöglichen Zustand erweist sich dabei als Abenteuerexpedition und innere Reise zugleich – mit Notlandung im Hier und Jetzt.
die Moderne hat Tradition an der Oper Köln. In der vergangenen Spielzeit erfolgten die Uraufführung von »Tree Of Codes« von Liza Lim sowie die Kölner Erstaufführung von »Die Eroberung von Mexico« von Wolfgang Rihm in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen.
In dieser Spielzeit wendet sich die Oper Köln Johannes Maria Staud zu, einem der interessantesten Komponisten seiner Generation. Seine Oper »Die Antilope«,eine Koproduktion des Lucerne Festivals, Theater Luzern und der Oper Köln, entstand in Zusammenarbeit mit dem vielfach ausgezeichneten Dichter und Essayisten Durs Grünbein, mit dem ihn seit Jahren eine intensive Arbeitsfreundschaft verbindet. Mit »Die Antilope« zieht der österreichische Komponist die Gattung Oper „ins Authentische, ins Hier und Heute“.
Text von Durs Grünbein
Musik von Johannes Maria Staud (*1974)
Koproduktion von Lucerne Festival, Theater Luzern und Oper Köln
Musikalische Leitung Howard Arman
Inszenierung Dominique Mentha
Bühne Werner Hutterli
Kostüme Ingrid Erb
Licht Nicol Hungsberg
Chor Sierd Quarré
Dramaturgie Georg Kehren, Christian Kipper
Mit
Claudia Rohrbach › Die Sekretärin, die junge Frau, die Mutter, die
Passantin
Miljenko Turk › Victor
Michael Mrosek › Ein Kollege, der Passant, ein Doktor
Lucas Singer › Der Chef, der Oberkellner, ein Doktor, der Wachmann
Martin Koch › Ein Kollege, der junge Mann, ein Doktor
Dalia Schaechter › Eine Kollegin, eine Frau, die alte Frau
Emily Hindrichs › Eine Kollegin, eine Frau, die Skulptur
N. N. › Eine Frau
Chor der Oper Köln,
Mädchen und Knaben des Kölner Domchores,
Gürzenich-Orchester Köln
Weitere Vorstellungen
Fr., 10. März › 19.30 Uhr
So., 12. März › 18.00 Uhr
Sa., 18. März › 19.30 Uhr
Do., 23. März › 19.30 Uhr
So., 26. März › 18.00 Uhr (zum letzten Mal)