Auf der Suche nach Rat merkt K., dass es sich bei dem Gericht um ein nur um seiner selbst willen agierendes System handelt, das den einzelnen Menschen völlig missachtet.
Bereits die Uraufführung in London hat die kongeniale Verbindung gezeigt, die der Roman »Der Prozess« von Franz Kafka und die Musik von Philip Glass eingehen. Am 2. April 2015 findet die Deutsche Erstaufführung der Kammeroper am Theater Magdeburg statt.
Der minimalistische Stil und die repetitive Struktur sind die signifikanten Merkmale der Kompositionen von Philip Glass. Mit zahlreichen Instrumentalwerken, Opern, Kompositionen fürs Tanztheater und Soundtracks für nahezu 40 Filme (u.a. »The Truman Show« und »The Hours«) gehört er zu den einflussreichsten Komponisten der Gegenwart und den populärsten Vertretern der Minimal Music.
Gemeinsam mit dem Music Theatre Wales und dem Royal Opera House Covent Garden London hat das Theater Magdeburg Philip Glass 2013 mit der Vertonung »Der Prozess« von Franz Kafka beauftragt. Er wählte die intime Form der Kammeroper für seine neuste Arbeit, in der sein Verzicht auf operntypisches Pathos sowie sein subtiler Umgang mit Brüchen und Kontrasten in beeindruckender Weise dem nüchternen Erzählstil und der bizarren Welt von Kafkas Romanfragment entsprechen. Nahezu spürbar zieht die Kammeroper den Zuhörer in die absurd-groteske Geschichte des Bankprokuristen Josef K., der zum Spielball eines undurchschaubaren bürokratischen Systems wird.
Das Libretto verfasste Christopher Hampton. Der bekannte britische Dramatiker und Regisseur, der 1989 für das Drehbuch »Gefährliche Liebschaften« einen Oscar erhielt, schrieb das Libretto in enger Anlehnung an den Roman. 100 Jahr nach der Entstehung transportiert die Kammeroper Kafkas Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts in die Gegenwart. Die Geschichte von Josef K. wird zu einer Parodie von grotesker Komik und tiefer Ernsthaftigkeit. Sie ist eine Parabel auf eine Welt, in der die Grenzen zwischen Virtualität und Realität, zwischen Sein und Schein unschärfer werden, in der Fremdbestimmung und Kontrolle Alltag ist und in der Menschen noch immer Opfer staatlicher Autorität werden.
Die Uraufführung fand am 10. Oktober 2014 im Linbury Studio Theatre statt. Bühnenbild und Kostüme für die Aufführung in der Spielstätte für moderne Theaterformen des Royal Opera House Covent Garden wurden in den Werkstätten des Theaters Magdeburg angefertigt.
Nun inszeniert der Regisseur der Uraufführung Michael McCarthy die Kammeroper auf der Bühne des Schauspielhauses vom Theater Magdeburg. Die Partie des Josef K. singt wie schon in London auch in Magdeburg der britische Bariton Johnny Herford. Die weiteren insgesamt 17 Partien werden von den Magdeburger Solisten Julie Martin du Theil, Sylvia Rena Ziegler, Markus Liske, Roland Fenes, Thomas Florio und Paul Sketris sowie von dem Gastsolisten Michael J. Scott bestritten. Die Musikalische Leitung der Deutschen Erstaufführung übernimmt der junge Dirigent Hermann Dukek, der neben seiner Tätigkeit als Solorepetitor am Theater Magdeburg u.a. die Neuproduktion von Hans Werner Henzes Kammeroper »Der König von Harlem« dirigierte und auch die interaktiven Opernprojekte »Wagner200« und »Nabucco« leitet.
Deutsche Erstaufführung
Der Prozess
Kammeroper von Philip Glass
Libretto von Christopher Hampton nach Franz Kafka
In englischer Sprache | Mit deutschen Übertiteln
In Kooperation mit dem Music Theatre Wales, dem Royal Opera House Covent Garden und der Scottish Opera
Musikalische Leitung Hermann Dukek
Regie Michael McCarthy
Bühne / Kostüme Simon Banham
Johnny Herford Josef K.
Julie Martin du Theil Fräulein Bürstner / Leni
Sylvia Rena Ziegler Frau Grubach / Frau des Gerichtsdieners
Michael J. Scott Titorelli / Prügler / Student
Markus Liske Franz / Kaufmann Block
Roland Fenes Untersuchungsrichter/Direktor-Stellvertreter/Advokat Huld
Thomas Florio Willem/Gerichtsdiener/Gefängniskaplan
Paul Sketris Aufseher/Onkel
Es spielt die Magdeburgische Philharmonie
Weitere Vorstellungen: So. 5. 4. / Sa. 11. 4. / So. 26. 4. / Fr. 8. 5. 2015