Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Der Mann der die Welt ass" von Nis-Momme Stockmann, Theater St.Gallen"Der Mann der die Welt ass" von Nis-Momme Stockmann, Theater St.Gallen"Der Mann der die Welt...

"Der Mann der die Welt ass" von Nis-Momme Stockmann, Theater St.Gallen

Premiere Mittwoch, 16. Mai 2018, 20 Uhr, in der Lokremise

Ein Mann in den besten Jahren, erfolgreich im Beruf, glücklich mit seiner Familie, das Leben unersättlich aufsaugend, kommt an einen Wendepunkt. Er wendet sich ab von Arbeit, Frau, Familie, Freunden – und ist dazu plötzlich mit der Pflege seines dementen Vaters allein. Er realisiert: Alles ist ihm zu viel, er ist masslos überfordert und wird vom Leben aufgefressen. Für dieses Phänomen ist rasch der gängige Modebegriff Burn-out zur Hand.

 

Regisseurin Anja Horst nennt den Zustand, in dem sich der namenlose Sohn befindet, jedoch lieber Überforderung oder Erschöpfung. Denn der Begriff Burn-out suggeriert vorschnell, dass es sich lediglich um ein Problem von karrieregeilen, geldgierigen Managertypen handelt. Auch der Begriff Demenz löst schnell ein „Oh Gott, eine furchtbare Krankheit, hoffentlich bleibe ich davon verschont“ aus. Der Mensch schiebe solche Gedanken gerne weg, sofern er nicht – oder noch nicht – davon betroffen sei, sagt Anja Horst. „Damit verweigern wir uns einer Auseinandersetzung, aber auch einem Umdenken oder einem Infragestellen unserer Leistungsansprüche.“

Das Spezielle an Stockmanns Stück ist, dass die beiden Krankheitsbilder darin nebeneinander gestellt werden. Deren Auslöser sind grundverschieden, die Auswirkungen aber ähneln sich: Die Betroffenen sind häufig isoliert, einsam und unverstanden. Sie werden aus dem Gesellschaftssystem katapultiert, sind nicht mehr integriert. Anja Horst inszeniert Der Mann der die Welt ass als psychologisches Kammerspiel, das den Figuren Raum lässt für Emotionen. Bühnenbildner Andreas Walkows hat mit einer bühnendominierenden Welle ein abstraktes Bild geschaffen für die Überforderung, der keiner entrinnen kann. Schauspieldirektor Jonas Knecht zeichnet für den Sound verantwortlich, die Kostüme entwarf Marion Steiner. Auf der Bühne agieren Tobias Graupner als der überforderte Held sowie Bruno Riedl, Christian Hettkamp, Jessica Cuna und Jonas Knecht.

Inszenierung                     Anja Horst
Bühne                        Andreas Walkows
Kostüm                    Marion Steiner
Sounddesign und Dramaturgie         Jonas Knecht

Sohn                        Tobias Graupner
Vater                        Bruno Riedl
Ulf                        Christian Hettkamp
Lisa                        Jessica Cuna
Philipp, Bruder         Jonas Knecht

Freitag, 18. Mai 2018, 20 Uhr
Mittwoch, 23. Mai 2018, 20 Uhr
Freitag, 25. Mai 2018, 20 Uhr
Sonntag, 27. Mai 2018, 20 Uhr
Donnerstag, 31. Mai 2018, 20 Uhr
Sonntag, 3. Juni 2018, 20 Uhr
Donnerstag, 7. Juni 2018, 20 Uhr
Sonntag, 10. Juni 2018, 20 Uhr (zum letzten Mal)

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Großstadtklänge --- „Surrogate Cities“ von Demis Volpi in der deutschen Oper am Rhein

Auf der leeren Bühne finden sich nach und nach das Orchester, die Tänzer und Tänzerinnen ein. Die Solo Posaune setzt ein und der Zuschauer wird in den Trubel der Straßen einer Großstadt versetzt. Zum…

Von: von Dagmar Kurtz

RÄTSEL UM ERLÖSUNG --- Wiederaufnahme von Richard Wagners "Götterdämmerung" in der Staatsoper STUTTGART

Die verdorrte Weltesche spielt bei Marco Stormans Inszenierung der "Götterdämmerung" von Richard Wagner eine große Rolle. Gleich zu Beginn zerfällt die Wahrheit in seltsame Visionen, der Blick der…

Von: ALEXANDER WALTHER

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑