Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Der Barbier von Sevilla" von Gioacchino Rossini - Badisches Staatstheater Karlsruhe"Der Barbier von Sevilla" von Gioacchino Rossini - Badisches Staatstheater..."Der Barbier von...

"Der Barbier von Sevilla" von Gioacchino Rossini - Badisches Staatstheater Karlsruhe

Premiere A: Samstag, 11. Juli 2009, 19.30 Uhr | Opernhaus

Premiere B: Samstag, 18. Juli 2009, 19.30 Uhr | Opernhaus

 

„Strahlt auf mich der Glanz des Goldes, fühl ich mich wie umgewandelt…“ singt Figaro – und dieser Satz ist kennzeichnend für das gesamte Werk, im „Barbier“ dreht sich nämlich alles ums Geld:

 

Da plant Dr. Bartolo, ein altes, habgieriges Junggesellen-Fossil, sein Mündel Rosina wegen ihres Vermögens zu heiraten. Aus der durchaus begründeten Angst vor möglichen Gegenkandidaten und damit niemand zu ihr gelangen kann, hält er sie in seinem Haus wie eine Gefangene und hütete sie wie ein Wagner-Drache seinen Goldschatz. Dann gibt es den mit einem goldenen Löffel im Mund geborenen Grafen Almaviva, der sich seiner angebeteten Rosina nur inkognito nähern kann, weil er nicht wegen seines Adels, sondern wegen seiner schönen Augen geliebt werden will. Und schließlich ist da noch der schlitzohrige Marketing-Fachmann von Sevilla, ein „Junge“ für alles, sprich: der mit allerlei werbekräftigen Zaubermitteln handelnde Figaro, die treibende Kraft der sich turbulent entwickelnden Geschichte.

 

Gott sei Dank besitzt der Graf ein stattliches Vermögen, das es ihm erlaubt, wann auch immer eine Situation brenzlig zu werden droht, mit wohldosierten Geldzuwendungen alle möglichen Störenfriede auf seine Seite zu ziehen. Schlussendlich sorgt eine Spende dafür, dass der Notar nicht Dr. Bartolo, sondern den Grafen mit Rosina verheiratet. Der zu spät eintreffende habgierige Alte aber erhält eine „Abwrackprämie“ – in Form von Rosinas Mitgift. „Unter diesen Umständen hätte Dr. Bartolo freilich auch schon früher der Ehe zugestimmt, aber die Oper ist trotzdem lehrreich, weil sie dem Publikum klarmacht, dass ohne Spenden nichts läuft.“ (Wolfgang Körner)

 

In Rossinis „Barbier“ (uraufgeführt am 20. Februar 1816 im Teatro Argentina, Rom) sind nahezu alle Beteiligten von der belebenden Wirkung des Geldes infiziert. Der „heitere Skeptiker“, wie Richard Wagner ihn später nannte, spürte die Kunstfeindlichkeit des heraufziehenden 19. Jahrhunderts mit Industrialisierung und Massenproduktion. Als Obsession steht daher das Gespenst der Automatisierung, frühe Fließbandphantasien und Entmündigung hinter seinem Werk. Seine bis zur Absurdität gesteigerte „mechanische“ Musik übersetzt dabei die automatisierte Triebhaftigkeit des Menschen. Die beispiellose Popularität des „Barbier“ zeichnet ihn noch immer unangefochten als den „ältesten Bestseller des Musiktheaters“ (Ulrich Schreiber) aus.

 

Komische Oper in zwei Akten von Gioacchino Rossini – Text von Cesare Sterbini, nach dem Schauspiel „Barbier de Séville ou La Précaution inutile (1722) von Pierre August Caron de Beaumarchais - in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung: Justin Brown | Inszenierung: Dominique Mentha | Bühne: Christian Floeren | Kostüme: Susanne Hubrich | Chor: Hendrik Haas | Choreografische Betreuung: Juliannna Sarri

 

Mit: Otokar Klein / Jung-Heyk Cho (Graf Almaviva), Ks. Tero Hannula / Ks. E. Gauntt (Bartolo), Ina Schlingensiepen / Diana Tomsche (Rosina), Tamara Gura (Rosina, Mezzo-Fassung), Armin Kolarczyk / Christian Miedl (Figaro), Lukas Schmid / Ks. Konstantin Gorny / Luiz Molz (Basilio), Anna Maria Dur / Sabrina Kögel / Sigrun Maria Bornträger (Berta), Natalia Melnik / Daniela Köhler (Berta, Mezzo-Fassung), Mehmet Utku Kuzuluk (Fiorillo), Gideon Poppe (Ambrosio)

 

Weitere Vorstellung: 23.7.2009

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

EIN ÜBERZEUGTER HUMANIST -- 5. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das Stück "Felder...im Vorübergehen" für Streichorchester aus den Jahren 1993/94 von Bernhard Lang ist nicht so spektakulär wie seine Oper "Dora", besitzt aber durchaus charakteristische…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhia de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑