In diesen Endverbraucher-Haushalt zieht im Rahmen eines Näher-am-Kunden-Programms für einen Tag ein Food-Company-Manager ein. Zu Jennis achtzehntem Geburtstag kommt es zum Showdown mit Fehlzündungen. Ihre Mutter, die kurz nach ihrer Geburt die Familie für einen reichen Westler verlassen hat, steht vor der Tür. Und dem Manager kommt sein schickes neobürgerliches Leben inklusive Eigentumswohnung und hochschwangerer Verlobter plötzlich sehr weit weg vor. Familienkonzepte prallen aufeinander und lösen sich auf. Und zwischen den Welten irrt ein Ex-Popstar, ein gefallener Engel, ein »lausiger Stricher«.
Ist das Melodram überhaupt noch möglich in den Zeiten von Soaps und Simulationen, wo Familiengeschichten, Karrieren und Lebensläufe mehr und mehr fragmentarisiert, atomisiert und verkünstlicht werden? Sind die großen Geschichten, bewegenden Schicksale, die pathetischen Ausbrüche noch zeitgemäß? Die Figuren in Thomas Melles neuem Stück schwanken zwischen der zynischen Annahme ihres mittelmäßigen Schicksals und dem Aufbrechen in ein anderes, erträumtes Leben. Wer macht den ersten Schritt hinaus in eine andere Freiheit, und sei sie nur fiktiv?
Thomas Melle hat nach »Schmutzige Schöpfung – Making of Frankenstein« das zweite Stück für das Theaterhaus geschrieben. Er ist Theater- und Prosaautor und Übersetzer. Sein Stück »Partner«, entstanden im Düsseldorfer Autorenlabor, wurde zum Heidelberger Stückemarkt 2009 eingeladen.
Ronny Jakubaschk zeigt mit »Das Herz ist ein lausiger Stricher« ebenfalls seine zweite Arbeit in Jena. In der letzten Spielzeit inszenierte er im Malsaal »Zelluloid 3 – Shortbus« nach dem gleichnamigen Film von John Cameron Mitchell. Er arbeitet derzeit als Regisseur u.a. am Maxim Gorki Theater Berlin, am Theater Basel und am Schauspiel Frankfurt.
Die nächsten Vorstellungen: 26. und 27.02. sowie 05. und 06.03, immer 20 Uhr