Anscheinend befände sich das Chamäleon angesichts seiner selbst "in einem Zustand andauernder Furcht vor seiner eigenen, verstärkten Fremdartigkeit", vermutete Kelly damals.
Zwischen Ich und Ich: ein Abgrund – in dem wir uns in der Gegenwart der Selfie-Orgien längst verloren haben. "Wer bin ich?", fragt Robert Lembke, wir fragen: "Wo ist denn ich?" Mit Schauspielern, denen in dieser Frage eh nicht zu trauen ist, pirscht sich der unkorrumpierbare Zeitdiagnostiker Jürgen Kuttner durch den Dschungel neurobiologischer und erkenntnistheoretischer Thesen und sucht in kostbaren Liedzeilen und dunklen Filmszenen nach dem Ariadnefaden, der zum echten, authentischen, einzigartigen Ich zurückführt. Und er ist nicht allein: Rimbaud befürchtet "Je est un autre!“, Harald Schmidt murmelt "Wer soll man denn sein? Wer ist denn schon wer?", und Collot schreit wie besessen, man müsse die Masken abreißen. Ein Abend nicht nur für Ich-thyologen.
Marstall
Regie Jürgen Kuttner
Bühne Maximilian Lindner
Kostüme Ulrike Gutbrod
Musik Christian Heiß
Licht Martin Feichtner
Dramaturgie Angela Obst
mit
Gunther Eckes
Arthur Klemt
Jürgen Kuttner
Genija Rykova
Sa 19. Dez 15, 20:00 Uhr
Mo 28. Dez 15, 20:00 Uhr
Sa 16. Jan 16, 20:00 Uhr
So 31. Jan 16, 19:00 Uhr