So ist unter anderem ein Auftritt des Staatstheaters Istanbul geplant, das am 14. und 15. Juni mit dem in Deutschland eher selten gezeigten Stück von Friedrich Dürrenmatt «Der Mitmacher» gastiert. Zudem ist für den 20. und 22. Juni ein Auftritt des Istanbuler Staatsballetts vorgesehen. Gezeigt wird das Stück «Rosengarten» der Choreographin Beylan Murphy, in dem mehr als 30 Tänzer auftreten. Zudem ist auch eine Ausstellung des türkischen Fotografen Ara Güler zu sehen, in der Bilder aus der Türkei präsentiert werden.
Zudem soll in Diskussionsveranstaltungen unter anderem die Frage nach der Identität des Landes und seiner Brückenfunktion zwischen Orient und Okzident erörtert werden. Auch die Frage einer Mitgliedschaft der Türkei in der EU soll dabei angeschnitten werden.
Nach der erfolgreichen Indien-Biennale, die im Mai 2006 die zeitgenössische Kultur des Subkontinents präsentierte, hat die Festivalleitung beschlossen, für 2008 an den Bosporus zu reisen, die legendäre Meerenge zwischen Europa und Asien, um sich dem Schwerpunkt Türkei zu widmen.
Haben vor allem die türkischen Schriftsteller in letzter Zeit auf sich aufmerksam gemacht, so gilt es auch in den Bereichen der darstellenden und der bildenden Kunst, der Musik und des Films spannende Entdeckungen zu machen. Denn abgesehen von der schillernden Metropole Istanbul, die neben den Schätzen des osmanischen Reichs auch mit einer in den letzten Jahren erblühten internationalen Kunstszene von sich reden macht, haben wir bestenfalls ein lückenhaftes Bild vom Schaffen der heutigen türkischen Künstler. Deshalb freuen wir uns sehr auf die Aufgabe, unserem Publikum einen Blick über die gängigen Klischees hinaus zu verschaffen.
Darüber hinaus gibt es jedoch eine ganze Reihe von Gesichtspunkten, die für die Türkei als Themenschwerpunkt sprechen. Die Frage nach der Identität des Landes ist für uns von großer Bedeutung, ist das Beitrittsprojekt Türkei doch die bislang größte gesellschaftliche und wirtschaftspolitische Herausforderung für die EU, deren Grenzen dann zu Ländern wie Irak und Iran verlaufen würden. Stellt die Türkei tatsächlich eine Brücke zwischen Europa und Asien dar? Welche Rolle wird sie im Europa der Zukunft spielen? Was kann das übrige Europa im Umgang mit dem Islam durch das Beispiel der Türkei lernen? Welche Auswirkungen hätte der Beitritt auf das europäische Staatsrecht und die zukünftige europäische Verfassung? Diesen Fragen gehen wir seit Beginn des Jahres in den Preview-Veranstaltungen der Biennale Bonn nach und sie werden uns auch im diskursiven Teil des Festivals begleiten.
Wie bei den vergangenen Festivals möchten sich die Veranstalter mit zahlreichen Bonner Kultur-, Medien- und Wissenschaftsinstitutionen vernetzen. Eine Neuerung soll auch die engere Zusammenarbeit mit Bonner Schulen sein. Wie kann man den hiesigen Schülern die zeitgenössische türkische Kultur jenseits der vorgefassten Bilder nahe bringen, und was tragen die Schüler türkischer Herkunft zu unserer modernen Kultur bei?
Im Mittelpunkt aber wird natürlich die Kunst stehen! Die enorme Vielfalt, die Weltoffenheit und Lebendigkeit der türkischen Kultur sollen während der Biennale Bonn :Bosporus 2008 präsentiert werden. Künstler aller Sparten werden nach Bonn reisen und, so hoffen wir, die Stadt neun Tage lang in eine Bühne für die zeitgenössische türkische Kultur verwandeln. Die Staatstheater und das Staatsballett sind genauso vertreten wie freie Gruppen und Einzelkünstler. Musiker aller Genres, abendfüllende Spielfilme und Beispiele der neuesten Entwicklungen des türkischen Kurzfilms, etablierte und neu zu entdeckende Autoren, sowie bildende Künstler aus verschiedensten Bereichen – sie alle laden Sie ein, bei dieser letzten Biennale Bonn dabei zu sein und Ihr Türkei-Bild aufs Schönste auf den Kopf zu stellen.
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Im Auftrag des Festivals ist der Regisseur Frank Heuel mit seinem Team auf die Suche gegangen nach türkischen und türkischstämmigen Bonnern, die aus ihrem Leben erzählen wollen, von ihren Sehnsüchten und Sorgen sprechen, über Deutschland und die Türkei, über Ferne und Heimat. Dabei traf Heuel unter anderem auf einen türkischen Versicherungsmakler, einen Metzger, eine Hotelfachfrau, einen Boxer, eine Hausfrau und Mutter, einen 16jährigen Jungen im Rollstuhl, einen arbeitsuchenden Gastronomen und einen türkischen Weltenbummler.
Menschen wie diese bringt er nun mit Schauspielern von fringe ensemble und THEATER BONN zusammen und bildet Paare, aus deren unterschiedlichen Begegnungen er das Stück GESCHICHTEN, GETÜRKT – EINE EXPEDITION entwickelt, in dem je ein Schauspieler auf der Bühne Pate stehen wird für seinen türkischen Partner und dessen Geschichte.
Weitere Informationen unter: www.biennale-bonn.de