Betaville: die Metropole der Zukunft, ein Moloch aus übereinander getürmten Verkehrswegen, ein Dickicht aus verrostenden Stahlkonstruktionen, ein Dschungel aus asiatischen Nudelbratern und amerikanischen Zeitungsjungs. Wer kennt sie nicht? Die dystopische Sicht auf die Mega-City aus Ridley Scotts bzw. Philipp K. Dicks „Blade Runner“. Diese Stadt ist ein Raum der Grenzziehungen: zwischen dem luftigen Oben und dem schmutzigen Unten, zwischen einem halbwegs geborgenen Innen und einem lebensbedrohenden Außen, zwischen emotionalen Menschen und gefühlskalten Androiden.
Mit Betaville verlegt das Theaterkollektiv O-Team das Geschehen aus „Blade Runner“ in das Innere eines Jenaer Kellers. Sie knüpfen an ihre Solaris- Bearbeitung von 2005 an und knipsen das Licht aus. Die Zuschauer werden von blinden Einlassern in die komplette Dunkelheit eines Raums geführt, dessen Grundriss sie nicht kennen. Der Text vermittelt sich ihnen als haptisches Live-Hörspiel: Schauspieler bewegen sich anhand eines unsichtbaren Leitsystems durchs Dunkel; Musik, Geräusch und Text werden live produziert und zusätzlich vom Band eingespielt.
Die überwältigenden Bilder der Science-Fiction werden der Fantasie des Zuschauers, oder besser: Zuhörers überlassen. Betaville ist für ihn einen Erfahrungstrip, ein Selbstexperiment, eine Reise ins eigene Unbewusste: Er kann sich der Situation ebenso wenig entziehen, wie Deckard seiner Angst vor der nächsten Replikanten-Mission.
Mit Natalie Hünig, Benjamin Mährlein und Mathias Znidarec
Textfassung & Regie: Jonas Zipf
Musik: Lenard Gimpel
Raum: Samuel Hof
Eine Produktion des Theaterhauses Jena in Zusammenarbeit mit O-Team, strohlinka e.V. und dem Jenaer Blindenverein.
Alle Termine:
29.11.2011, 01.12.2011, 02.12.2011, 15.12.2011, 16.12.2011, 06.01.2012, 07.01.2012