Am 8. November 2013 eröffnet das Maxim Gorki Theater seine erste Spielzeit unter der neuen künstlerischen Leitung von Shermin Langhoff und Jens Hillje. Den Auftakt machen ein Festakt im Maxim Gorki Theater und die interdisziplinäre Ausstellung Berliner Herbstsalon, welche den Theaterpremieren der darauffolgenden Wochen vorangestellt ist.
Eröffnung: 8. November 2013, ab 18.00 Uhr:
19.00 Uhr: Festakt im Maxim Gorki Theater: Grußwort des regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit
Beiträge von Carolin Emcke und Mely Kiyak, Präsentation des Ensembles
20.00 Uhr: Vernissage Berliner Herbstsalon, Führung durch die Ausstellung
Anschl. Party
Berliner Herbstsalon
Organisiert von Shermin Langhoff mit Çağla İlk, Erden Kosova, Antje Weitzel
Öffnungszeiten: 9. - 17. November, täglich 12 - 20 Uhr, Fr und Sa 12 - 24 Uhr
Ort: Maxim Gorki Theater, Palais am Festungsgraben und davor
Eintritt frei! Einlasskarten im Foyer des Gorki Theaters
KünstlerInnen:
Nevin Aladağ, bankleer, Kaya Behkalam, Luchezar Boyadjiev, Phil Collins, Danica Dakić, Silvina Der-Meguerditchian, Teresa María Díaz Nerio, Azin Feizabadi, Eunhye Hwang, Thomas Kilpper, Daniel Knorr, Hans-Werner Kroesinger, Delaine und Damian Le Bas, Angela Melitopoulos, Otobong Nkanga, Ahmet Öğüt, Dan Perjovschi, Johannes Paul Raether, Judith Raum, Michael Ronen, Yael Ronen, Aykan Safoğlu, Hakan Savaş Mican, Erinç Seymen, Marc Sinan, Laila Soliman, son:DA, Raša Todosijević
Das historische Areal rund um das Maxim Gorki Theater wird zum temporären Ausstellungsparcours. Mit dem Berliner Herbstsalon lädt das Maxim Gorki Theater 30 KünstlerInnen ein, an diesen Orten Vergangenheit und Gegenwart zu erkunden. Das Theatergebäude selbst, die Neue Wache und das Palais am Festungsgraben sind historische Schauplätze, an denen Ideen von Deutschsein, von deutscher Nation geformt wurden. In über 30 neuen und bestehenden Werken beleuchten die KünstlerInnen die Folgen dieser Identitätsbildung und ziehen Vergleiche und Verbindungen zu anderen Nationen. So versammelt der Herbstsalon Performances, Installationen und Video-Arbeiten internationaler KünstlerInnen, die meist in Berlin ansässig sind. Ein multiperspektivischer Blick aus dem heutigen Berlin auf die Konstrukte Nation und Identität.
Manche der Arbeiten stellen einen Bezug her zur geschichtlichen Dimension von Berlins Mitte. Die Theatermacherin und Hausregisseurin des Gorki, Yael Ronen, beschäftigt sich in ihrer Performance „Entschuldung“ unmittelbar vor der Neuen Wache mit der wechselvollen Geschichte des Gebäudes als Mahnmal und Instrument der offiziellen Erinnerungspolitik. Im Palais am Festungsgraben, dem ehemaligen Amtssitz der preußischen Finanzminister, hinterfragt das Berliner Künstlerduo bankleer mit ihrer Inszenierung die heutige Gewalt des Finanzsystems und dessen Macht über unsere Existenz.
Andere Werke widmen sich den schmerzhaften Folgen von Nationalismus: Dass moderne Nationen sich immer in Abgrenzung zu anderen definiert haben, führt zu den dunkelsten Kapiteln der Geschichte, in denen der »Andere« ausgegrenzt, kolonisiert oder gänzlich vernichtet wurde. "Kurze Begegnung mit langer Geschichte" heißt die Performance des Theaterregisseurs Hans-Werner Kroesinger, der die BesucherInnen zu einer intensiven Begegnung mit den Gorki-SchauspielerInnen einlädt: ein Zuschauer, ein Schauspieler alleine in einem Raum. Die Künstlerin Otobong Nkanga zeigt verschiedene Performances, in denen sie den psychologischen Auswirkungen von Ausgrenzung entlang willkürlicher Trennungslinien nachspürt. Auf Exklusionsmechanismen im aktuellen Europa verweisen Delaine und Damian Le Bas mit ihrer Installation „Safe European Home?“ zur Situation der Roma heute. Auch Angela Melitopoulos widmet sich in ihrer Videoinstallation „Corridor X“ sozialen und ökonomischen Ungleichheiten in Europa. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die pan-europäische Verkehrsachse von West- nach Südosteuropa: eine Transportroute für menschliche Ressourcen wie für wirtschaftliche Interessen, an der sich die Geschichte der Migration ablesen lässt. Persönliche und politische Utopien im Kontrast zur erfahrenen Realität untersuchen Danica Dakić in „El Dorado“ sowie Phil Collins in „Marxism Today“. Die Installation „Läufer“ von Nevin Aladağ, ein überlanger orientalischer Teppich vor dem Palais, befragt die Identität der neoklassizistischen Fassade des Gebäudes und ist zugleich eine Einladung an die Berliner, das Gorki neu zu erfahren.
Organisiert von der neuen Intendantin des Maxim Gorki Theaters, Shermin Langhoff, mit Çağla İlk, Erden Kosova und Antje Weitzel öffnet der Berliner Herbstsalon einen Assoziationsraum, der das kommende Programm des Theaters und die Berliner inspirieren soll. Das Gorki unter der künstlerischen Leitung von Shermin Langhoff und Jens Hillje will künftig in einen öffentlichen Raum einladen, in dem die Identitätskonflikte des heutigen Menschen reflektiert werden können. Es möchte beitragen zu einer sorgfältigen und geduldigen Debatte über unser Zusammenleben in der heutigen Vielfalt. Der Berliner Herbstsalon öffnet für das Publikum zum 9. November, auch in Gedenken daran, dass die Nationalsozialisten vor 75 Jahren mit den Novemberpogromen die kulturelle Vielfalt in Berlin und Deutschland weiter zerstörten.
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und die Stiftung Mercator
Weitere Informationen zum Programm des Gorki unter: www.gorki.de