In einer Zeit, die das Alter so extrem problematisiert wie sie einem keimfreien Jugendkult huldigt, liest sich Puccini wie ein politischer, musikdramatischer Kommentar.
In der Fassung von Rainer Holzapfel sind die Lebenskünstler unserer Bohème in die Jahre gekommen, sie sind Sänger, die ihr ganzes Berufsleben gesungen und mit ihrer Stimme auf der Bühne gestanden haben; nun im „Ruhestand“, will das Leben nicht Ruhe geben, drängen sich Gefühle und Erinnerungen auf: an die großen Partien und Rollen, an die Erfolge und die Emotionen, die sich mit ihnen in den Leib gelagert haben. Unsere Inszenierung geht mit einem Ensemble von fünf alt gewordenen Sängern und zwei Kollegen aus der anderen, jungen Generation auf eine Reise in die Erinnerung und in eine Gegenwart, in der die Körper zwar gealtert, Vitalität und Lebensfreude aber ungebrochen sind. Und konfrontiert es mit einem kleinen, aber dynamischen Orchester unter der Leitung einer jungen Dirigentin.
Nicht nur, aber auch als Kommentar zu den vielen gegenwärtig gezeigten Bohème-Inszenierungen, stellt die Neuköllner Oper ihre Sicht zur Diskussion – und gezielt in eine „Methusalem-Syndrom“ - Debatte, die im starren Blick auf die demographischen und sozialpolitischen Aspekte den Blick auf Würde und Wert des Alters zu verlieren scheint.
Nach den Erfolgen von BizetLounge: Perlenfischer und Orlando ist Ihre Bohème die dritte Inszenierung von Rainer Holzapfel für die Neuköllner Oper.