Tschaikowskij Pas de deux
Musik aus „Schwanensee“ op. 20 von Pjotr Iljitsch Tschaikowskij
Choreographie George Balanchine
Kostüme Nanette Glushak (nach Karinska)
Einstudierung Nanette Glushak
Tarantella Pas de deux
„Grande Tarantelle“ für Klavier und Orchester op. 67 von Louis Moreau Gottschalk, rekonstruiert und orchestriert von Hershy Kay
Choreographie George Balanchine
Kostüme Nanette Glushak (nach Karinska)
Einstudierung Nanette Glushak
Zwei Miniaturen, des großen Neoklassikers George Balanchine eröffnen Programm XXIX von ballettmainz: Kurze Pas de deux, die es allerdings in sich haben. Der „Tchaikovsky Pas de deux“ – 1960 für die beiden Solotänzer des New York City Ballet Violette Verdy und Conrad Ludlow kreiert – zählt zu den virtuosesten und schwierigsten Choreographien Balanchines. Musikalische Basis ist eine von Tschaikowskij ursprünglich für den 3. Akt seines „Schwanensee“ komponierte Musik, die bei der Uraufführung des Balletts jedoch dem berühmten „Schwarzen Schwan Pas de deux“ weichen musste und so in Vergessenheit geriet.
Der 1964 ebenfalls für das New York City Ballet entstandene „Tarantella Pas de deux“ auf die Grande Tarantelle (1864) des amerikanischen Komponisten Louis Moreau Gottschalk in einem Arrangement für Klavier und Orchester ist dagegen eine Hommage an den dänischen Choreographen Auguste Bournonville (1805–1879). Dieser hatte einen ganz eigenen Tanzstil kreiert, der sich zum einen durch ein äußerst virtuoses Spiel der Füße und Beine, zum anderen durch die Verwendung folkloristischer Elemente auszeichnete, wie zum Beispiel die zahlreichen Zitate der süditalienischen Tarantella in seinem 1842 uraufgeführten Ballett „Napoli“ zeigen. Auch Balanchine konzentriert sich in seinem „Tarantella Pas de deux“ auf die Fußarbeit, doch wie stets in seinen Balletten wird ihm der Blick zurück ins 19. Jahrhundert zu einem Sprungbrett in die Zukunft: Die schnellen Drehungen sowie der ebenso geschmeidige wie agile Umgang mit dem Spitzenschuh haben mit der Bewegungssprache und Ästhetik Bournonvilles kaum mehr etwas gemein, sondern zeigen aufs Schönste Balanchines ganz eigene Art, den klassisch-akademischen Tanz für das 20. Jahrhundert weiterzudenken.
SINFONIEN (Uraufführung)
Sinfonia I („Fogli") und Sinfonia II („Ricordanze") von Wilhelm Killmayer
Choreographie Martin Schläpfer
Kostüme Catherine Voeffray
„Ein Ballett für Persönlichkeiten – für Wesen – und nicht der Versuch eines Balletts als Komposition“, aber auch der Versuch, eine andersartige Balance in einer unbemühten Einfachheit und Entschleunigung zu finden, schwebt Martin Schläpfer mit seiner neuen Choreographie „Sinfonien“ für Programm XXIX vor. Die musikalische Basis bilden ihm hierzu die 1968 bzw. 1969 entstandenen Orchesterwerke Sinfonia I und II Wilhelm Killmayers. Der Münchner Komponist zählt zu den Stilleren und Feineren unter den Zeitgenossen, ein Außenseiter der Neuen Musik, der auf seiner steten Suche nach der „Gestik des Einzeltons“ und einer „Rhetorik des Erinnerns“ nie die Schönheit und Poesie musikalischer Erfindung aus dem Auge verloren hat. So tauchen auch in seiner Sinfonia I mit dem poetischen Beinamen „Foglie“ („Blätter“) und der Sinfonia II mit dem Untertitel „Ricordanze“ („Erinnerungen“) Klanggestalten auf, die sich wie Fenster in vergangene Zeiten ausnehmen – Kompositionen, die sich leise-verhalten, von zahlreichen Pausen unterbrochen und mit einer extrem porösen Oberflächenstruktur versehen erst ganz allmählich zu einem oszillierenden Gewerbe verdichten, um schließlich wieder in ihre Einzelteile zu zerfallen.
MEMORY OF A SHAPE (Uraufführung)
„Fractal Symphony“ von Theo Verbey
Choreographie und Kostüme Regina van Berkel
Bühne Dietmar Janeck
Regina van Berkel, die viele Jahre Tänzerin bei William Forsythe war sowie intensiv mit Jan Fabre zusammenarbeitete, ist eine Magierin, wenn es darum geht, Künstler und Ideen zusammenzubringen. Die Untersuchung der Beziehung von Tanz, Live-Musik, Bühne, Licht und Farben zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeiten der jungen niederländischen Choreographin, die zusammen mit dem Installationskünstler Dietmar Janeck nun erstmals ein neues Tanzstück für ballettmainz kreiert.
Musikalischer Ausgangspunkt und wesentliche Inspirationsquelle zu ihrem neuen Ballett ist die 2005 in Den Haag uraufgeführte „Fractal Symphony“ des niederländischen Komponisten Theo Verbey – eine Komposition, deren Strukturen im Großen wie im Kleinen dem Gesetz des Fraktals gehorchen. Das höchst abstrakte Prinzip der Selbstähnlichkeit – die Wiederkehr in sich selbst verschachtelter Strukturen –, aber auch das Nachdenken über Begriffe wie Symmetrie, Chaos und Komplexität in formaler und philosophischer Hinsicht sind für Regina van Berkel wichtige Impulsgeber und lassen eine choreographische Arbeit entstehen, die den Zuschauer in ein betörendes Kaleidoskop sinnlicher Reize entführt.
Musikalische Leitung Catherine Rückwardt
Klavier Erika le Roux
Philharmonisches Staatsorchester Mainz