Vergebens versucht die Mutter, besorgt um Giselles Gesundheit, ihre Tochter zu warnen und ihr das Schicksal der Wilis vor Augen zu führen – jener Geisterwesen, die dazu verdammt sind, in Ewigkeit die Nächte hindurch zu tanzen. Diese Geister sind die Seelen unglücklicher Bräute, die vor ihrer Hochzeit gestorben sind, weil ihre Liebe hintergangen wurde. Als Rachefeen tanzen sie des Nachts Männer zu Tode. Und so lauert die wirkliche Gefahr in Gestalt des schönen Fremden, in den sich Giselle unsterblich verliebt hat, denn er ist nicht, wer er vorgibt zu sein – er ist bloß ein reicher Mann auf der Suche nach Abwechslung, und er umwirbt Giselle, obwohl er bereits einer anderen versprochen ist. Hilarion, der selbst in Giselle verliebt ist, enthüllt das falsche Spiel, doch es ist zu spät: Als Giselle erkennt, dass ihre Liebe missbraucht wurde, ist ihr fürchterliches Schicksal bereits besiegelt …
Zu der Zeit, als Adolphe Adam die Musik zum Ballett »Giselle« vollendete, steckte der Spitzentanz sozusagen noch in den Kinderschuhen. Erst wenige Jahre zuvor hatten Tänzerinnen begonnen, Choreografien auf der Spitze zu präsentieren – und damit die in der Romantik so beliebte Darstellung übernatürlicher Spukbilder revolutioniert. Auch der Tanz der Wilis in »Giselle« ist kaum vorstellbar ohne das scheinbar schwerelose Dahingleiten der anmutigen Ballerinen auf ganzer Spitze. Nach der Uraufführung an der Pariser Opéra im Juni 1841 trat das Werk einen Siegeszug über die Bühnen der Welt an, der bis heute andauert. Olga Ilieva inszeniert das fantastische Tanzmärchen in einer aktualisierten Version der Pariser Originalchoreografie.
Musikalische Leitung Alexander Steinitz Choreografie und Inszenierung Olga Ilieva Bühne und Kostüme Jérôme Kaplan