"Komik ist Tragik plus Zeit" – diese Formel hat Woody Allen einmal geprägt. Doch speziell der Komödie scheint die Zeit besonders zugesetzt zu haben. Als verstaubt gilt sie, wenn nicht gar reaktionär, und nichts scheint so alt wie die Witze von gestern.
Dennoch: Ausgerechnet Komödien hat sich die Alleinjurorin der zweiten Berliner Autorentheatertage Elke Schmitter von den noch zu entdeckenden Dramatikerinnen und Dramatikern gewünscht und damit zugleich die programmatische Frage nach einer Gattung gestellt, die es hierzulande eigentlich gar nicht mehr gibt. Dafür war der Rücklauf beachtlich: 140 Stücke hat die Romanautorin und Spiegel-Redakteurin zugeschickt bekommen, gelesen und sich dabei immer wieder gefragt, was ist komisch?
Die fünf Autorinnen und Autoren, die sie ausgewählt hat, geben auf diese Frage ganz unterschiedliche, sehr individuelle Antworten. Vier davon – die Stücke von Daniel Gurnhofer, Judith Kuckart, David Lindemann und Julia Wolf – werden als Werkstatt-Inszenierungen in der Langen Nacht der Autoren am 25. Juni zu sehen sein. Das fünfte Stück von Mathilda Onur wird in Form einer Lesung am 19. Juni vorgestellt – und als Uraufführung zu Beginn der nächsten Spielzeit.
Darüber hinaus war auch für das Festivalprogramm die Frage, was ist komisch, ein Leitfaden. Gibt es ein Lachen jenseits oder diesseits der komödiantischen Diskursschlachten von René Pollesch und dem raffiniert-virtuosen Zeitgeist-Boulevard einer Yasmina Reza? Erster Befund: Es gibt zumindest so etwas wie Humor, Ironie und die Lust an den komödiantischen Spielmöglichkeiten des Theaters. Das gilt nicht nur für Autoren wie Roland Schimmelpfennig, die Magie und Komik, Slapstick und Metaphysik zu verbinden wissen, sondern auch und gerade für eine jüngere Generation von Dramatikerinnen und Dramatikern wie Rebekka Kricheldorf, Felicia Zeller, Philipp Löhle, Ewald Palmetshofer und den Autorregisseur Rafael Sanchez. Sie alle haben zu der Komödienform ein viel entspannteres, spielerischeres Verhältnis als die Theatergeneration vor ihnen, deren großen Themen und Geschichten man auf diesem Festival auch begegnet: Elfriede Jelineks persönliche ‚Winterreise’, Feridun Zaimoglus München-Panorama ‚Alpsegen’ oder die theatralische Bewältigung des großen Wenderomans ‚Der Turm’ von Uwe Tellkamp.
Programm
Mittwoch, 15. Juni,
18.00 Uhr im Saal
Eröffnung der Autorentheatertage
mit Jurorin Elke Schmitter und Ulrich Khuon
Gastspiele im Deutschen Theater
Mittwoch, 15. Juni, 19.30-21.30 Uhr, Gastspiel Münchner Kammerspiele
Alpsegen von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel
Samstag, 18. Juni, 19.30-21.15 Uhr, Gastspiel Burgtheater Wien
Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes von Roland Schimmelpfennig
Montag, 20. Juni, 19.30-22.40 Uhr, Gastspiel Münchner Kammerspiele
Winterreise von Elfriede Jelinek
Mittwoch, 22. + Donnerstag, 23. Juni, 19.00-22.30 Uhr, Gastspiel Staatsschauspiel Dresden
Der Turm von Uwe Tellkamp
Gastspiele in den Kammerspielen
Mittwoch, 15. + Donnerstag, 16. Juni, 20.00-21.45 Uhr, Gastspiel Schauspielhaus Wien
tier. man wird doch bitte unterschicht von Ewald Palmetshofer
Freitag, 17. Juni, 20.30-22.10 Uhr, Gastspiel Schauspiel Frankfurt
Wenn, dann: Was wir tun, wie und warum von Roland Schimmelpfennig
Samstag, 18. Juni, 20.00-21.50 Uhr + Sonntag, 19. Juni, 19.30-21.20 Uhr, Gastspiel Stadttheater Bern
Murder Ballads von Rebekka Kricheldorf
Montag, 20. Juni, 20.00-22.00 Uhr, Gastspiel Staatstheater Kassel
Robert Redfords Hände selig von Rebekka Kricheldorf
Mittwoch, 22. Juni, 20.00-21.50 Uhr, Gastspiel Nationaltheater Mannheim
Gespräche mit Astronauten von Felicia Zeller
Donnerstag, 23. Juni, 20.00-21.45 Uhr + Freitag, 19.30-21.15 Uhr, Gastspiel Nationaltheater Mannheim
supernova (wie gold entsteht) von Philipp Löhle
Gastspiele in der Box
Mittwoch, 15. Juni, 20.30-21.55 Uhr, Gastspiel Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Wenn ihr euch totschlagt ist es ein Versehen von Oliver Bukowski
Freitag, 17. Juni, 19.30-21.30 Uhr + Samstag, 18. Juni, 15.00-17.00 Uhr, Gastspiel Theater Kiel
einsatz spuren von Tobias Rausch/lunatiks produktion
Freitag 17. + Samstag 18. Juni, 22.00-22.45 Uhr, Gastspiel Schauspielhaus Wien
Die Geschichte meiner Einschätzung am Ende des dritten Jahrtausends von PeterLicht
Sonntag, 19. Juni, 16.00-17.30 + 20.30-22.00 Uhr, Gastspiel Bühnen der Stadt Gera / Landestheater Altenburg
Narbengelände von Anne Habermehl
Montag, 20. Juni, 20.30-22.00 Uhr + Dienstag, 21. Juni, 20.00-21.30 Uhr, Gastspiel Oldenburgisches Staatstheater
Aus der Mitte der Gesellschaft von Marc Becker
Mittwoch, 22. Juni, 19.00-20.30 + 22.00-23.30 Uhr, Gastspiel Theater Neumarkt Zürich
Rafael Sanchez erzählt: Spiel mir das Lied vom Tod von Rafael Sanchez und Petschinka
Donnerstag, 23. Juni, 20.30-22.15 + Freitag, 24. Juni, 20.00-21.45 Uhr, Gastspiel Staatstheater Mainz
Balkanmusik von Daniel Mezger
Saal
Freitag, 17. Juni, 14.30-18.30 Uhr
Tischgespräche in Kooperation mit der Dramaturgischen Gesellschaft (geschlossene Veranstaltung)
Freitag, 17. Juni 22.30 Uhr
Preisverleihung des Internationalen Theaterinstituts (ITI) an Dea Loher
Samstag, 18. Juni, 11.00-15.00 Uhr
Komiker und Magiker Symposium zu den Stücken von Rebekka Kricheldorf und Roland Schimmelpfennig
Alle Infos
www.autorentheatertage.de