
Die vor allem auch bei "Jugend musiziert" sehr erfolgreiche Helena Belgardt erfüllte das kraftvolle Präludium aus der Englischen Suite Nr. 3 in g-Moll BWV 908 von Johann Sebastian Bach mit pulsierendem Leben. Der schwere Dreiachtel-Rhythmus stürmte geradezu eruptiv dahin. Die reiche Harmonik konnte sich so bestens entfalten. Die Ballade Nr. 3 in As-Dur op. 47 von Frederic Chopin besaß ebenfalls elektrisierendes Feuer. Das erzählerische Motiv bewegte sich wandlungsfähig, die dynamischen Gegensätze stachen reizvoll hervor. Die leicht reitende Bewegung des zweiten Themas schimmerte dann in sphärenhaftem Glanz, der nicht verlosch. Sanft rauschende Sechzehntelfiguren beschworen die geheimnisvolle Gestalt des Wassergeistes. Das Fortissimo in cis-Moll des zweiten Themas erstrahlte in vollen Akkorden und führte zu einer ekstatisch-triumphierenden Stretta. Das Ritardando wurde nicht übermäßig betont. Aus "Goyescas" von Enrique Granados spielte Helena Belgardt leidenschaftlich und mit hoher Anschlagskultur "Quejas o la Maya y el Ruisenor". Bewegende Melancholie charakterisierte hier die Stimme eines Mädchens. Aus den "Fantasiestücken" op. 12 von Robert Schumann erklangen dann "Aufschwung", "Warum?" und "Traumes Wirren". Kunstvolle Polyphonie beherrschte "Warum?" - und auch die heftigen Akzente des "Aufschwungs" stachen markant hervor. Bei der Toccata in C-Dur op. 7 von Robert Schumann schien Helena Belgardt dann ganz in ihrem Element zu sein. Die Probleme der Voll- und Weitgriffigkeit meisterte sie perfekt, das klangvolle Schwingen der Doppelgriffe trat leuchtend hervor. Der Legato-Anschlag des Haupttemas fiel besonders positiv auf. Jugendlicher Enthusiasmus steigerte sich bis zum Schluss atemlos.
Elisabeth Namchevadze ist bereits Jungstudentin von Hans-Peter Stenzl an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Sie überzeugte gleich zu Beginn mit einer überaus feurigen Wiedergabe der Spanischen Rhapsodie von Franz Liszt. Schnellakkorde, Drittel und Oktaven sprudelten hier nur so hervor. Ein Feuerwerk der Tastenvirtuosität. Auch die Interpretation der Ballade Nr. 1 in g-Moll op. 23 von Frederic Chopin gelang Elisabeth Namchevadze ausgezeichnet. Das schwermütige erste Thema überraschte durch den Sprung von F- nach Es-Dur mit dem tiefen B als Brücke. Die Steigerung der A-Dur-Akkorde gelang der jungen Pianistin bemerkenswert. Am besten glückten ihr die Schlusstakte mit den in Oktaven und Dezimen aufschießenden Skalen und den trotzigen g-Moll-Akkorden. Tragische Wucht behauptete sich dabei wie von selbst. Fast sinfonisch kam der erste Satz aus der Sonate in F-Dur KV 547a von Wolfgang Amadeus Mozart daher. Doch auch der idyllische Charakter überzeugte die Zuhörer. Zuletzt begeisterte noch die wirbelnd-ekstatische Wiedergabe von "La Campanella" von Franz Liszt. Klangliche Durchsichtigkeit entfachte gleichzeitig ein leidenschaftliches Feuer! Oktav-Fingerwechsel, Läufe, Triller und Staccato-Sprünge wechselten sich in explosiver Weise ab.


















