Darauf Sie, mein Herr: „Schon, sagst du?“ Und die Gattin: „Mein Held, ich fühl erschöpft die Lenden und wie zerschlagen mich. Ich bin jetzt doch recht matt.“ Sie, mein Herr: „Du gähnst, wo ich zugegen bin?“ Gattin: „Mir ist so schläfrig... .“Und dann erzählt Ihnen ihre liebe Frau, dass Sie, mein Herr, sie erst vor fünf Minuten verließen- nach einer mit Ihnen gemeinsam lustvoll verbrachten Nacht… .
So erging es nämlich dem siegreich aus der Schlacht heimkehrenden griechischen Feldherrn der Thebaner Amphitryon, der schnell einsehen musste, dass Gott Jupiter, nach seinen Verwandlungen in einen Stier, in einen Schwan- und wie machte er sich erst an die Nymphe Callisto ran!- keine Hemmungen kannte, als er sich in den biederen Ehemann Amphitryon verwandelte, um in dessen Maske Frau Alkmene zu beschlafen. Und so wirft diese nach der restlosen Erfüllung ihrer Wünsche durch Jupiter und ihrer Erkenntnis von dem, was auch noch möglich ist, ihrem Ehemann vor: „Du bist nur Gatte, nicht Geliebter.“
Wie der beischlafende Gott von Alkmene durchschaut wird und der erst gar nichts verstehende Amphitryon um seine Ehre kämpft, assistiert von seinem Diener –dem Philosophen Sosias, dessen Reaktion auf den Götterboten Merkur, der, um diesen Götterspaß perfekt zu machen, in Sosias’ Gestalt schlüpft und ihn damit seiner Identität beraubt, sehen Sie in der Komödie von Peter Hacks AMPHITRYON.
Peter Hacks greift hier mit bemerkenswerter Leichtigkeit die wesentlichen, kennzeichnenden Elemente des klassischen Amphitryonstoffs auf.
Übrigens, wenn Sie, mein Herr, nicht wissen, was Sie demnächst einem göttlichen Liebhaber Ihrer Frau sagen sollen, dann empören Sie sich mit Hacks: „Es ist von solchem Ernst die Welt beschaffen, dass nur ein Gott
vermag, ein Mensch zu sein!“
mit Sibylla Rasmussen, Rüdiger Klink, Martin Klodzinski, Martin Molitor und Rainer Reiners
Regie: Rainer Behrend
Bühne und Kostüme: Olga Lunow