Doch dieses Mal wird das Ritual – die Tochter packt, die Mutter gibt Anweisungen – gestört, die Ruhe ist dahin. Ein Besucher wurde gebeten, die Damen zu begleiten. Die Industriellenwitwe und ihre Tochter hatten sich im Überschwang eines Premierenerfolgs, dem sie beiwohnten, hinreißen lassen, den Erfolgsautor in die Sommerfrische einzuladen. Ein schnell bereuter Leichtsinn, der die Mutter zu einem Bernhard-typischen Lebenslamento hinreißt. In einer Suada, die zu einer bitteren Bilanz wird, rechnet die Witwe eines Gußwerk-Besitzers mit ihren Lebensträumen und Leidenserfahrungen ab. Materiell hat sie alles erreicht, ist aus ärmsten Verhältnissen aufgestiegen, hat dafür einen verhaßten Mann geheiratet und ein ungeliebtes Kind verloren. Am Ziel angelangt, wird ihr angesichts des jungen Schriftstellers die Vergeblichkeit und Leere dieses Strebens bewußt und sie kämpft darum, die eigene Biographie neu schreiben zu können.
Der große österreichische Misanthrop, Thomas Bernhard, variiert mit Röntgenblick und grotesk-komischem Furor eines seiner zentralen Themen: den Selbsthaß seiner Protagonisten auf die als ausweglose Falle empfundenen Lebensläufe.
Regie: Patrick Schlösser
Bühnenbild: Katja Wetzel
Kostüme: Uta Meenen
Dramaturgie: Marion Hirte
Die Mutter: Steffi Krautz
Die Tochter: Carolin Eichhorst
Ein dramatischer Schriftsteller: Max Mayer