Doch sein Schwager vertritt Igor schlecht: Anstatt gerecht zu regieren, gibt er sich Ausschweifungen hin und giert selbst nach der Macht. Als dann noch die Nachricht eintrifft, dass Fürst Igor besiegt und in Gefangenschaft des Polowetzer Khans geraten ist, glaubt sich Galitzky am Ziel. Doch Fürst Igor gelingt die Flucht, er kehrt heim und wird als Held gefeiert.
Alexander Borodins Oper »Fürst Igor« basiert auf der ältesten russischen Dichtung, dem »Igorlied«, aus dem 12. Jahrhundert. Der Mediziner, Chemiker und Musiker Borodin arbeitete 18 Jahre an der Komposition und konnte sie nicht vollenden – er hatte nur ein Viertel seiner Oper fertig instrumentiert. Anhand von Skizzen ergänzten die Freunde Nikolai Rimski-Korsakow und dessen Schüler Alexander Glasunow die Partitur. Manches war neu zu komponieren, zum Beispiel existierte keine Ouvertüre. 1949 entwickelte der Musikologe Pavel Lamm eine Fassung, bei der er alle verfügbaren Autographe berücksichtigte. Für die in Hamburg gezeigte Fassung ergänzte der britische Dirigent David Lloyd-Jones in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Dmitri Smirnov die Partitur durch bis bisher kaum veröffentlichtes Material, das Pavel Lamm zugänglich machte. Simone Young dirigiert die Hamburger Neuproduktion von »Fürst Igor« in einer auf dieser Grundlage gemeinsam mit Regisseur David Pountney eigens erarbeiteten Spielfassung.
Der Brite David Pountney liefert mit »Fürst Igor« seine erste Regiearbeit an der Staatsoper Hamburg ab. Er stellt die Titelfigur ins Zentrum seiner Inszenierung: »Was am meisten an dieser Figur verblüfft, ist die Art und Weise, wie dieser Fürst am Ende – trotz seiner vernichtenden Niederlage – zum Helden erhoben wird. In diesem Sinne lässt sich die ganze Oper als eine Art Essay über die Erzeugung nationaler Ikonen auffassen.« Im historischen Stoff von »Fürst Igor« erkennt Pountney aber noch ganz andere hochaktuelle Bezüge: »Was die Dimension des Stücks ausmacht und uns auch heute noch daran interessiert, ist die Tatsache, dass sich darin eine bis in die Gegenwart fortdauernde Erfahrung widerspiegelt, von der die russische Geschichte geprägt ist: die konfliktreiche Begegnung mit anderen Völkern links und rechts von Russland, also im Westen und im Osten, die gleichermaßen als Verunsicherung erlebt wird«, sagt er. Für seine Inszenierung versucht er, die Polowetzer als Chiffre für die Bedrohung aus der islamischen Welt und die Russen im Sinne des in Russland traditionellen Selbstbildes zu charakterisieren, »als heldenhaftes christliches Bollwerk gegen die barbarische Umgebung – bis hin zur brutalen Erscheinungsform des sowjetischen Militarismus«. Das Bühnenbild stammt von Robert Innes Hopkins, die Kostüme kreierte Marie-Jeanne Lecca. Die Choreografie studierte Renato Zanella mit den jungen Tänzerinnen und Tänzern des Bundesjugendballetts sowie der Ballettschule des Hamburg Ballett ein.
Die Titelpartie übernimmt Andrzej Dobber. Der polnische Bariton ist seit seinem Hamburg-Debüt 2007 als Simon Boccanegra häufiger Gast an der Staatsoper. Zuletzt konnte er hier große Erfolge als Amonasro (»Aida«), Macbeth, Jochanaan (»Salome«) und Graf Tomsky (»Pique Dame«) feiern, 2012/13 wird er außerdem als Falstaff und Amfortas (»Parsifal«) zu hören sein. Veronika Dzhioeva gibt an seiner Seite ihren Einstand als Jaroslawna. Das Repertoire der russischen Sopranistin umfasst Partien wie Donna Elvira (»Don Giovanni«), Tatiana (»Eugen Onegin«), Violetta (»La Traviata«), Elisabetta (»Don Carlo«), Lady Macbeth (»Macbeth«), Cio-Cio-San (»Madama Butterfly«) und Marta (»The Passenger«), und auch als Konzertsängerin konnte sie bereits beachtliche Erfolge erzielen. Dovlet Nugeldiyev übernimmt die Partie des Fürstensohns Wladimir. Seit 2010/11 gehört der aus Turkmenistan stammende junge Tenor zum Ensemble der Staatsoper und sang hier in der letzten Saison mit großem Erfolg unter anderem Don Ottavio in der Neuproduktion von Mozarts »Don Giovanni«. Der Bass Rafal Siwek singt Fürst Igors Schwager und Gegenspieler Fürst Galitzky. Der polnische Sänger ist viel gefragter Gast an allen großen Opernhäusern und gibt in der Neuproduktion von »Fürst Igor« nun auch sein Hamburg-Debüt. Die Partie des Kontschak übernimmt Tigran Martirossian, als Kontschakowna steht ihm Cristina Damian zu Seite. Moritz Gogg singt den Skula. Der junge rumänische Tenor Sergiu Saplacan, ab der Spielzeit 2012/13 neues Mitglied im Internationalen Opernstudio der Staatsoper, stellt sich als Owlur erstmals dem Hamburger Publikum vor. Auch Solen Mainguené ist neu im Opernstudio, die französische Sopranistin singt die Partie des Polowetzer Mädchens. Die Einstudierung des Chores übernimmt Christian Günther.
Musikalische Leitung
Simone Young
Inszenierung
David Pountney
Bühnenbild
Robert Innes Hopkins
Kostüme
Jeanne Marie Lecca
Jürgen Hoffmann
Choreografie
Renato Zanella
Chor
Christian Günther
Igor Swatoslawitsch
Andrzej Dobber
Jaroslawna
Veronika Dzhioeva
Wladimir Igorowitsch
Dovlet Nurgeldiyev
Fürst Galitzky (W. Jaroslawitsch)
Rafal Siwek
Kontschak
Tigran Martirossian
Kontschakowna
Cristina Damian
Owlur
Sergiu Saplacan
Skula
Moritz Gogg
Jeroschka
Markus Petsch
Polowezer Mädchen
Solen Mainguené
Orchester
Philharmoniker Hamburg
Aufführungen: 21., 25., 29. September 2012, 19.00 Uhr; 5. Oktober 2012, 19.00 Uhr
Koproduktion mit dem Opernhaus Zürich.
Die Premiere wird live von NDR Kultur übertragen.
Karten sind an der Tageskasse der Hamburgischen Staatsoper, unter der Telefonnummer
040 / 35 68 68, im Internet unter www.staatsoper-hamburg.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.