Für Statistiken geraten Menschen in Tortenstücke, Säulen und Kurven, die für politische Argumentationen und ökonomische Kosten-Nutzen-Strategien verwendet werden. Was ist, wenn diese Statistiken Gesichter bekommen? Wie sieht es aus, wenn Köln sich auf einer Bühne durch 100 Menschen vertreten ließe, eine Menge, so ausgesucht, dass sie statistisch „korrekte“ Aussagen machen kann? Aus „Köln in Zahlen“ werden Zahlen aus Kölnern: 2010 waren unter ihnen 51 weiblich, 39 katholisch, 5 jünger als 6 Jahre, 10 Schüler, 2 Alleinerziehende, 83 Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit, 8 Kölner mit türkischem Pass, 10 Kölner aus Porz, 8 aus Chorweiler und 8 älter als 75 Jahre. Eine Gruppe aus 100 Menschen, deren Zusammensetzung exakt einem Bevölkerungsmodell entspricht, das mit dem Amt für Stadtentwicklung und Statistik erarbeitet wurde. Jeder auf der Bühne steht für 10.000 Kölner.
„100 Prozent Köln“ zeigt einen Darsteller mit 100 Köpfen, der unsere Stadt spielt, einen Chor, der kein Lied geübt hat, ein Umfragegebilde, das sich zu immer neuen Gruppenbildern zusammen stellt, zu flüchtigen Portraits von Zugehörigkeit und Gegensätzen, ein Bevölkerungsparlament auf 100 qm Bühne. Wer fehlt? Wer denkt, er antwortet anders auf der Bühne als beim Anruf eines Umfrage-Instituts oder in der Wahlkabine? Wer liest Statistiken und wer hat noch keine gefälscht? Wer glaubt, die Stadt ist eine andere, weil er da ist?
Es spielen hundert Bürger der Stadt Köln
Konzept und Regie: Rimini Protokoll (Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel),
Bühne, Licht und Video: Marc Jungreithmeier,
Musikalische Leitung: Frank Böhle, Helmuth Fass,
Dramaturgie Köln: Götz Leineweber
Weitere Vorstellungen am 11., 12., 13., 15. und 16. November um jeweils 19.30 Uhr