Zum Hundertsten den »Ring«: Das Theater Freiburg bringt gleich zu Beginn der Jubiläumsspielzeit 2010/11 Richard Wagners »Ring des Nibelungen« auf die Bühne! (Ein zweiter »Ring« wird nach dem Jahreswechsel, vom 2. bis zum 7. Januar, gegeben.) Mit »Rheingold« im Jahr 2006 machtesich das Theater, zusammen mit dem Regisseur Frank Hilbrich, auf den Weg. Vom Sog der »Ring«-Geschichte erfasst, ging es dann von Stück zu Stück gemeinsam weiter, und nun ist der Freiburger »Ring« rund. Alle Figuren in Wagners »Ring«-Drama, seien es Götter, Riesen, Zwerge oder Menschen, tragen schwer an ihrer Geschichte – vom Göttervater Wotan über die Wälsungen und Walküren bis hin zum Hoffnungsträger Siegfried. Was für Pläne die Personen auch immer schmieden, das Geschehene wird ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Die Jungen, denen die Alten ihre Pläne als Aufträge vererbt haben, scheitern an diesem Erbe. Über vier Abende hat Wagner diese Tragödie der Verstrickungen ausgebreitet. Und obwohl sie erst im letzten Teil, in der »Götterdämmerung«, ganz bei den Menschen ankommt, ist sie doch vor allem dies: ein zutiefst menschliches Drama.
Musikalische Leitung: Fabrice Bollon / Regie: Frank Hilbrich / Bühne: Volker Thiele
Kostüme: Gabriele Rupprecht / Dramaturgie: Dominica Volkert & Friedrich Sprondel
Mit: Nina Amon, Lini Gong, Jana Havranová, Sabine Hogrefe, Ka-ren Job, Anja Jung, Sang Hee Kim, Kyoung Eun Lee, Jelena Milo-vic´, Sigrun Schell, Julia Thornton, Sally Wilson; Peteris Eglitis, Matthias Flohr, Roberto Gionfriddo, Gary Jankowski, Jin Seok Lee, Wolfgang Newerla, Sung-Keun Park, Neal Schwan-tes, Christian Voigt, Christoph Waltle, Vincent Wolfsteiner
Dauer der Pausen: Walküre & Siegfried jeweils 2 Pausen à 25 Min. / Götterdämmerung: 1. Pause 45 Min., 2. Pause 30 Min.
Tischreservierungen für die Pausen unter: Theaterkasse 201 2853 oder
theaterkasse@theater.freiburg.de
Vorträge zum RING:
DO. 23.9.10, 19.30 Uhr, Großes Haus
Musik und Geschlecht in Wagners »Ring«
Vortrag von Eva Rieger
In Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Walthari
»Dass ich den ,Tristan‘ geschrieben, danke ich Ihnen aus tiefster Seele in alle Ewigkeit«, schrieb Richard Wagner an Mathilde Wesendonck. Das Autograph der »Walküre« ist übersät mit Widmungen an die Geliebte, und er verdankte ihr auch die Inspiration zu den »Meistersingern von Nürnberg«. Doch Wagners Bild von Mann und Frau speiste sich nicht nur aus realen Be-gegnungen, sondern auch aus zeitgenössischen Vorstellungen. Die dem männlichen oder weiblichen Charakter zugeteilten Eigenschaften wurden von ihm auch musikalisch umgesetzt. Damit tritt ein System der musikalischen Zuordnung hervor. Trotz des Auftretens auch starker Frauen, wie Brünnhilde, in dem gewaltigen »Ring des Nibelungen«, bleibt im gesamten Werk Richard Wagners ein unausgewogenes Geschlechterverhältnis vorherrschend. Es zeigt sich aber auch, dass Wagner Vorstellungen von einer freien Welt entwickelte, in der sich – vielleicht sogar gegen den Willen ihres künstlerischen Schöpfers – auch Frauen wiederfinden können.
Eva Rieger, Professorin für Sozialgeschichte der Musik, widmet sich seit Jahren verstärkt dem Themenkreis »Frau und Musik«. Derzeit arbeitet sie an einer Biographie über Wagners rebellische Enkelin Friedelind.
SA. 25.9.10, 19.30 Uhr, Großes Haus
MYTHOS FAMILIE
Vortrag von Nike Wagner
In Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Walthari
»Wer ihn besitzt, den zehre die Sorge, wer ihn nicht hat, den nage der Neid«. Der aufreibende Machtkampf um den Besitz des Rings des Nibelungen erzählt auch eine komplex verwobene Familiengeschichte über drei Generationen hinweg. Macht und Familie: Die bedingungslose Wucht dieser Allianz zeigt nicht zuletzt auch der dafür eigens geschaffene Uraufführungsort, das Festspielhaus Bayreuth, der als Sitz der »Firma« Bayreuther Festspiele seit seiner Gründung 1876 bis heute nach wie vor in Familienhand ist. Nike Wagner, Urenkelin von Richard und Tochter von Wieland Wagner, skizziert, ausgehend von einer allgemeinen, psychologisch-soziologischen Untersuchung des Phänomens »Familie«, ein vier Generationen umfassendes Gesamtbild des Wagner-Clans.
Die Kulturwissenschaftlerin Nike Wagner ist seit 2004 Künstle-rische Leiterin von »pèlerinages« Kunstfest Weimar.