1: NATHAN DER WEISE | Gotthold Ephraim Lessing
Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen.
Die Geschichte ereignet sich in Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge. Juden, Christen und Muslime leben auf engstem Raum zusammen, verstrickt in Glaubens- und Machtkämpfe. Der Jude Nathan kehrt nach Jahren von einer Geschäftsreise zurück und findet sein Haus in Asche vor. Seine Tochter Recha, die er als Waise bei sich aufgezogen hat, wäre um ein Haar in den Flammen umgekommen. Gerettet hat sie ein christlicher Tempelherr, der auch unmittelbar das Herz der jungen Frau erobert. Das Mädchen weiß nicht, daß Nathan nicht ihr leiblicher Vater ist. Nur Daja, ihre Gesellschafterin, kennt das Geheimnis des eigentlichen Christenmädchens. Sultan Saladin hat Geldprobleme, bittet Nathan um Rat und stellt ihn gleichzeitig auf die Probe. Mit seiner Ringparabel schildert Nathan die Gleichwertigkeit der großen Weltreligionen und entmachtet so die Vorurteile des Tempelherren und des mohammedanischen Sultans. Als der junge Tempelherr um Rechas Hand anhält und Nathan zögert, berichtet der aufgebrachte Christ dem Patriarchen von Nathans Geheimnis, der dem barmherzigen Mann sofort mit dem Scheiterhaufen droht . . .
WBT-Intendant Meinhard Zanger nimmt sich zur Spielzeiteröffnung Lessings Drama in einer eigenen Fassung an und stellt damit nach über 230 Jahren die Frage nach der Realisierbarkeit von Humanität, Würde und Respekt als ferne Utopie oder mögliche Zukunftsvision.
Lessing schrieb das fünfaktige Ideendrama, anläßlich der bedeutendsten theologischen Auseinandersetzung des 18. Jahrhunderts: dem Fragmentenstreit mit Goeze. Bis heute gilt sein letztes Werk als das bekannteste aus der Epoche der Aufklärung, das seinem Verfasser zeitweise ein Teilpublikationsverbot einbrachte.
Wie alle Schriften Lessings, schrieb Heinrich Heine, hätten auch seine Dramen "eine soziale Bedeutung, und NATHAN DER WEISE ist im Grunde nicht bloß eine gute Komödie, sondern auch eine philosophischtheologische Abhandlung zugunsten des reinen Deismus. Die Kunst war für Lessing ebenfalls eine Tribüne, und wenn man ihn von der Kanzel oder vom Katheder herabstieße, dann sprang er aufs Theater, und sprach dort noch viel deutlicher, und gewann ein noch zahlreicheres Publikum."
Inszenierung | Meinhard Zanger
Ausstattung | Annette Wolf
Mitwirkende | Heiko Grosche [Sultan SALADIN] | Sabrina vor der Sielhorst [SITTAH, dessen Schwester] | Andreas Weißert [NATHAN, ein reicher Jude in Jerusalem] | Saskia Boden [RECHA, dessen angenommene Tochter] | Monika Hess-Zanger [DAJA, eine Christin, aber in dem Hause des Juden, als Gesellschafterin der Recha / Der PATRIARCH von Jerusalem] | Sven Heiß [ein junger TEMPELHERR] | Jens Ulrich Seffen [Ein KLOSTERBRUDER]
2: P'TIT ALBERT | Jean-Marie Frin nach Jack London
Monodram.
Tom wohnt Zeit seines Lebens in einem Heim für Geisteskranke, einer "Instinktuition", wie er es nennt. Zu seinem Alltag gehören Doktoren, Schwestern, "Epilextiker" und "Sabberer", darunter vor allem sein Liebling Klein-Albert. Er selbst ist irgend etwas dazwischen: Gleichsam als Einäugiger unter den Blinden versteht er es, sich im Heim nützlich zu machen: niemand beherrscht es besser, die Sabberer zu füttern als er. Außerdem besitzt er "die Gabel der Sprache", und so erzählt er uns überraschend treffend von seinem kleinen Kosmos und entlarvt dabei "Dokters" und "Politrickers" gleichermaßen. Zwei mehr oder minder freiwillige Ausflüge in die große weite Welt enden ungut, so daß Tom lieber in seiner "Heim-at" bleibt, in der ganz eigene Gesetze herrschen und in der er sich auskennt wie kein Zweiter.
Ein Stück über das Anderssein, das Trotzdem-Dazugehören und die Suche nach Anerkennung, Identität und einem eigenen Platz in der Welt.
Der Schauspieler Jean-Marie Frin entwickelte das Stück nach der Kurzgeschichte "Bei den Sabberern" des amerikanischen Autors Jack London [1876-1916]. 20 Jahre nach der deutschen Erstaufführung durch das WBT nimmt sich Regisseur Wolfgang Lichtenstein dieses zeitlose Stück vor. Im WBT_MAGAZIN treffen in intimer Atmosphäre 40 Zuschauer auf Tom, der ihnen eine Suppe "löffel-füttert", die sie so schnell nicht vergessen werden, und in einem irrsinnig wie bewegenden Monolog seine ungewöhnliche Lebensgeschichte erzählt. >> Ausführliche Informationen finden Sie hier >>
Inszenierung | Wolfgang Lichtenstein
Ausstattung | Elke König
Mit | Florian Bender [Tom]