Die Konflikte in Hebbels Stück sind eher im privaten Bereich angesiedelt. Dennoch kommt es immer wieder zu Berührungen beider Bereiche.
In den NIBELUNGEN steht das Private der Staatsoberhäupter für das Politische bzw. Gesellschaftliche. Und die Politiker in DANTONS TOD werden immer auch von privaten Motiven angetrieben. In beiden Dramen befinden sich die Figuren in einem Dilemma der Schuld: Handle ich und mache mir dabei die Finger schmutzig oder handle ich nicht, weil ich keine Antworten habe, und mache ich mich dabei auch schuldig. Ab einem gewissen Punkt kann Danton das Töten im Namen der Revolution nicht mehr vertreten. Durch sein Zweifeln und Zögern wird er jedoch nach Ansicht von Robespierre zum Feind der jungen Republik. Dieser rechtfertigt die Gewalt als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele und glaubt, dass die Revolution nur durch weitere Morde vollendet werden kann.
König Gunther von Burgund ist ebenso entscheidungsschwach wie Danton, läßt sich von Hagen benutzen und führt die Handlungsunfähigkeit der ganzen Gesellschaft vor. Weder Hebbel noch Büchner schonen ihre Figuren. Beide Stücke zeigen: Die Nicht-Entscheidung ist letztendlich auch eine Entscheidung. Das Muster der Schuld ist am Anfang noch offensichtlich, aber je mehr man sich damit beschäftigt, umso komplizierter wird alles. Gut und Böse sind nicht mehr zu unterscheiden.
DANTONS TOD
Schauspiel von Georg Büchner
Premiere: Freitag, 1. Februar 2008, 20.00 Uhr, Kleines Haus
Einführungsmatinee: Sonntag, 20. Januar, 11.00 Uhr, Winterer-Foyer
Nach der Revolution herrscht Ratlosigkeit und Unsicherheit unter den ehemaligen Kampfgefährten. Der gemeinsame Feind ist bezwungen, aber wie soll Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit für alle Wirklichkeit werden? Während das Volk hungert, dringen aus dem Ausland Nachrichten von einer Konterrevolution. Für den jungen, kompromisslosen Robespierre und den brillanten Redner St. Just ist der alternde, selbstverliebte Danton die Galionsfigur derjenigen, die von Zweifel, moralischen Bedenken und dem Wunsch nach Mäßigung umgetrieben werden und daher eine Gefahr für den neuen Staat darstellen. Konsequente Logik trifft auf die innere Auseinandersetzung mit persönlicher Verantwortung, doch das Dilemma bleibt: Wer handelt, macht sich schuldig – wer nicht handelt auch.
Enrico Stolzenburg (Regie) geboren 1973 – inszenierte am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Stadttheater Bern und an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin.
Beim Festival d’Avignon 2004 leitete er die französische Erstaufführungsreihe „Auteurs contemporains“. Mit Falk Richters „Electronic City“ wurde er 2005 zum Festival „Premières“ nach Strasbourg eingeladen. 2006 begann eine enge Zusammenarbeit mit dem Schweizer Komponisten Daniel Ott, dessen Orchestermusik „hafenbecken I&II“ er als Uraufführung im Rheinhafen von Basel inszenierte. 2006 inszenierte er mit Zaimoglus „Schwarze Jungfrauen“ erstmals am Theater Freiburg.
Regie Enrico Stolzenburg
Bühne Katrin Hieronimus
Kostüme Petra Winterer
Dramaturgie Anita Kerzmann
Lucile Friederike Becht
St.Just Florian Schmidt-Gahlen
Fouché Ullo von Peinen
Julie Uta Krause
Danton Frank Albrecht
Camille Albert Friedl
Robespierre Nicola Fritzen
Weitere Vorstellungen im Kleinen Haus:
Fr 22.02.2008, 20 Uhr
Sa 23.02.2808, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen bis Juni 2008 sind in Planung.
DIE NIBELUNGEN
Ein Trauerspiel von Friedrich Hebbel
Premiere: Samstag, 2. Februar 2008, 19.30 Uhr, Großes Haus
Einführungsmatinee: Sonntag, 20. Januar, 11.00 Uhr, Winterer-Foyer
Es herrscht Langeweile im Königreich der Burgunder - bis Siegfried auftaucht. Als »freie Radikale« tritt er vor König Gunther und seine Familie, rüttelt sie aus ihrer Lethargie auf, bedroht sie, spielt mit ihnen. Aber diese merken auch schnell, dass ihnen der Superheld Siegfried nützlich sein kann: Im Gegenzug für die Werbung Siegfrieds um Gunthers Schwester Kriemhild soll er – durch seine Wunderwaffen getarnt – die sagenhafte und übermenschlich starke Brunhild erobern helfen. Der Deal um die neue Königin scheint zu funktionieren, bis das Staatsgeheimnis durch Siegfrieds Geschwätzigkeit publik wird: Er muss für seine Illoyalität büßen und wird von den Burgundern ermordet.
In vielen Passagen begegnet uns bei Hebbel das Salonstück der Vor-Freudschen-Zeit und die stärksten Momente sind die, in denen aus Helden Menschen werden.
Christoph Frick (Regie) geboren 1960 – lebt in Basel und inszeniert an deutschen und Schweizer Theatern, entwickelt aber auch kontinuierlich mit seinem Ensemble KLARA eigene Stücke. Mit „Wilhelm Tell“ und „Peer Gynt“ gelangen ihm zwei eigenwillige Arbeiten des luzernertheater. Mit KLARA produziert Christoph Frick für das Festival „steirischer herbst“. Die letzte Produktion „Snack Bar Tragedy“ entstand in Gent und wurde in Belgien, Frankreich und der Schweiz gespielt. Für das schauspielhannover inszenierte er u.a. „Tod eines Handlungsreisenden“ – seit der Spielzeit 06/07 ist er fester Regisseur am Theater Freiburg („Othello“, „Kasimir und Karoline“).
Regie Christoph Frick
Bühne und Kostüme Viva Schudt
Musik Martin Schütz
Dramaturgie Arved Schultze
Giselher Jens Bohnsack
Volker Matthias Breitenbach
Siegfried Johanna Eiworth
Werbel Ricardo Frenzel
Kriemhild Elisabeth Hoppe
König Gunther Ben Daniel Jöhnk
Brunhild Melanie Lüninghöner
Hagen Tronje Thomas Mehlhorn
Markgraf Rüdeger Ueli Schweizer
König Etzel Julius Vollmer
Weitere Vorstellungen im Großen Haus:
Do 14.02.08 19.30 Uhr Sa 01.03.08 19.30 Uhr
Do 21.02.08 19.30 Uhr So 09.03.08 19.30 Uhr
Sa 23.02.08 19.30 Uhr So 16.03.08 19.30 Uhr
Do 28.02.08 19.30 Uhr
Weitere Vorstellungen bis Juni 2008 sind in Planung.