Tennessee Williams’ psychologisches Drama "Endstation Sehnsucht", 1947 in New York uraufgeführt, 1951 von Elia Kazan mit Vivien Leigh und Marlon Brando verfilmt, hatte jetzt in einer Neuinszenierung von Stephan Rottkamp am Schauspielhaus Düsseldorf Premiere. Der Titel, im Original "A Streetcar named Desire", bezieht sich auf die Straßenbahnen in New Orleans, die statt Nummern den Namen der Endstation tragen, wobei der englische Begriff "Desire" im deutschen zugleich mit "Sehnsucht und Begierde" zu übersetzen ist und damit schon das Thema des Stückes umreißt.
Blanche DuBois, empfindsam, neurotisch und alkoholabhängig, nach einer Affäre mit einem ihrer Schüler aus dem Lehrdienst entlassen, flüchtet zu ihrer Schwester Stella nach New Orleans, nachdem sie auch den hochverschuldeten Familienbesitz Belle Rêve verloren hat. Im Gegensatz zu Blanche hat Stella die gezierten Manieren der vornehmen Südstaaten-Aristokratie, der beide entstammen, abgelegt. Sie ist mit dem einer polnischen Einwandererfamilie entstammenden Arbeiter Stanley Kowalski verheiratet. In den beengten Wohnverhältnissen, in denen man sich nicht aus dem Weg gehen kann, ist dieser von Blanche DuBois schnell genervt. Brutal zerstört er die Illusionswelt, in die sie sich zurückgezogen hat und die sie am Leben erhält. Nachdem er Blanches Lügengespinst entdeckt hat, verhindert er eine sich anbahnende Beziehung Blanches zu seinem Freund Mitchell. Als er sie, während seine Frau in Wehen liegt, vergewaltigt, verliert Blanche vollends den Verstand und wird schließlich in eine psychiatrische Anstalt gebracht.
In Stephan Rottkamps Inszenierung regnet es fast pausenlos. Kleidung, Schauspieler und die armselige Wohnung der Kowalskis werden im Verlaufe des Abends unter Wasser gesetzt und damit deutlich sowohl Blanches ständiges Bedürfnis ein Bad zu nehmen, um ihre Nerven zu entspannen, widergespiegelt, wie auch auf die Beziehungen der Protagonisten angespielt, die hier auch sinnbildlich baden gehen. Anrührend und Mitleid erweckend spielt Janina Sachau die Blanche, die die Illusion der tristen Wirklichkeit vorzieht. Der Zusammenprall zweier sozialer Milieus wird nicht nur in den brutalen Übergriffen Stanleys (Wolfram Rupperti) deutlich, sondern auch in den einfühlsamen und damit sehr gelungenen Szenen zwischen Blanche und ihrer nüchternen, mit ihrem Leben zufriedenen Schwester Stella (von Tanja Schleiff ganz natürlich gegeben) verbal thematisiert. Stefan Kaminsky als Muttersöhnchen Mitch hätte man sich hingegen etwas enthusiastischer gewünscht.
Viel Beifall für eine sehr berührende, bewegende Inszenierung und die Leistung der Schauspieler, die zweidreiviertel Stunden (unterbrochen durch eine Pause) in nasser Kleidung spielen mussten.
Darsteller: Denis Geyersbach, Stefan Kaminsky, Pauline Knof, Tanja Schleiff, Wolfram Rupperti; Janina Sachau
Inszenierung: Stephan Rottkamp
Bühne: Robert Schweer
Kostüme: Kirsten Dephoff
Premiere am 06. Februar 2010, 19:30 Uhr, Kleines Haus