Wir waren nie weg ist ein süddeutsches Genre-Stück, das sich der Stilmittel des Italo-Western bedient. Regisseurin Christiane Mudra nimmt in ihrer dokumentarischen Theaterperformance die Kontinuität rechtsterroristischer Netzwerke vom Münchner Oktoberfestattentat 1980 bis zur Mordserie des NSU in den Blick.
Im Zentrum des Abends steht das Verhältnis von rechter Szene und Sicherheitsbehörden. Das Stück legt neonazistisches Gedankengut sowie ideologische und personelle Verstrickungen rechter Netzwerke offen, hinterfragt die von Strafverfolgern immer wieder formulierte Einzeltätertheorie, die Hintermänner und Strukturen außen vor lässt und thematisiert den jahrzehntelangen Einsatz von V-Leuten in Führungspositionen der rechten Szene, wo sie vielfach als Brandbeschleuniger fungierten.
Wir waren nie weg untersucht wiederkehrende Phänomene wie tote Täter, vernichtete Asservate und überraschend verstorbene Zeugen, die eine vollständige Aufklärung erschweren.
Dabei relativiert Wir waren nie weg die verbreitete Annahme, der Rechtsterrorismus sei vor allem ein Phänomen der neuen Bundesländer und benennt maßgebliche Strukturen in den alten Bundesländern. Außerdem schärft das Stück die Wahrnehmung des Zuschauers in Zeiten von AfD, Pegida und einem seit Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ wieder salonfähig gewordenen Rechtspopulismus, um dem zunehmenden Alltagsrassismus zu begegnen.
Konzept, Recherche, Text und Regie: Christiane Mudra
Produktion: Anna Donderer, Rat & Tat Kulturbüro
Ausstattung: Julia Kopa
Video- und Audioinstallation: Peer Quednau
Regieassistenz: Sarah Schuchardt
Schauspiel: Christina Baumer, Andrim Emini, Sebastian Gerasch, Berivan Kaya, Murali Perumal
Musik: Michail Winnizkij, Leonid Khenkin, Boris Kupin
Nach der Vorstellung am Freitag, 24. Juli findet um 22 Uhr eine hochrangig besetzte Podiumsdiskussion zum Thema "Rechtsterror, Kontinuitäten und Verstrickung der Sicherheitsbehörden“ statt. Der Eintritt ist frei!
„Wir waren nie weg. Die Blaupause“ bildet den ersten Teil einer Trilogie.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Petra Kelly Stiftung und der Friedrich-Naumann-Stiftung statt. Dieses Projekt wird ermöglicht durch eine Projektförderung des Kulturreferates der Landeshauptstadt München, mit freundlicher Unterstützung durch i-camp/neues theater münchen.