So trifft man auf den Musiker Klein, der vor der Delogierung steht, weil er den Mietzins nicht mehr zahlen kann oder den brutalen Zuhälter Wladimir, der aus dem Elend der anderen Profit schlägt. Die Dirne Gilda, die ihm hörig ist, verkauft ihren Körper, weil die Liebe allein nicht satt macht. Auch die verzweifelte Ursula ist kurz davor, auf den Strich zu gehen, lernt aber den Hausherrn Lehmann kennen. Viel zu schnell willigt sie in eine Heirat mit dem zutiefst abstoßenden und verbitterten Menschen ein.
In der weitverzweigten Geschichte des behinderten Hausbesitzers und Wucherers Fürchtegott Lehmann kündigt Horvath in einem surrealen Reigen die Themen seiner späteren Werke an: Die Verurteilung zum Dasein und die Hoffnung, diesem zu entkommen. Alle Bewohner in Lehmanns Mietshaus stehen in seiner Schuld: Die Dirne Gilda, ihr Zuhälter Wladimir, der arme Geiger Klein, die Kellnerin und alle Nachfolger und Nachfolgerinnen dieser Figuren: Denn die Rollen und Schicksale doppeln sich, jeder scheint mit dem anderen durch eine unsichtbare Vernetzung verbunden zu sein. Immer wieder taucht NIEMAND als übergeordnete Macht auf. Wer ist dieser NIEMAND? Ist NIEMAND Gott und Gott ein NIEMAND?
Der Wienbibliothek gelang es im März 2015 bei einer Auktion, das Manuskript von Niemand, das sich bis dato in Privatbesitz befand, zu erwerben. Der Thomas Sessler Verlag vertritt nun die Rechte. Zwei Dinge stehen zweifelsfrei fest: Bis heute ist nur ein einziges hektographiertes Typoskript des Werks bekannt und bislang ist es noch nie zu einer Theateraufführung gekommen.
„Niemand - eine Entdeckung: Die Spur reicht zurück bis in die Mitte der neunziger Jahre. Damals tauchte das unscheinbare Typoskript bei einem Auktionshaus in Pforzheim auf. Der Preis war gering, es gab nur einen einzigen Bieter. Niemand außer ihm schien bemerkt zu haben, dass es sich bei dem Typoskript um ein unbekanntes Stück des Dramatikers Ödön von Horváth handelte. Niemand kannte den Inhalt dieses Stücks, niemand wusste von seiner Existenz, und bis heute vermag niemand zu sagen, warum ein vollständig erhaltenes Theaterstück eines der meistgespielten Dramatiker des zwanzigsten Jahrhunderts nie publiziert, nie aufgeführt wurde und vollkommen in Vergessenheit geriet. Nichts wissen wir über die näheren Umstände der Entstehung, nichts über die Pläne und Absichten, die Ödön von Horváth und sein Verlag verfolgten. Nahezu alles, was mit diesem Stück zusammenhängt, muss uns rätselhaft erscheinen. Angefangen mit dem Titel des Dramas. Er lautet: Niemand.“ (Hubert Spiegel, in FAZ, März 2015)
Regie: Herbert Föttinger
Bühnenbild: Walter Vogelweider
Kostüme: Birgit Hutter
Musikkonzept: Katharina Steyrleithner
Dramaturgie: Ulrike Zemme
Licht: Emmerich Steigberger
Mit: Josephine Bloéb (Die Nachfolgerin), Gerti Drassl (Ursula), Swintha Gersthofer (Kellnerin), Antonia Jung (Backfisch), Marianne Nentwich (Uralte Jungfrau), Elfriede Schüsseleder (Hausmeisterin), Martina Stilp (Gilda), Alexander Absenger (Zweiter Detektiv), Raphael von Bargen (Fremder), Wojo van Brouwer (Ein schwarz gekleideter Mann), Oliver Huether (Erster Detektiv), Thomas Kamper (Glasermeister), Gregor Kronthaler (Ein schwarz gekleideter Mann), Dominic Oley (Klein), André Pohl (Konditor), Oliver Rosskopf (Betrunkener), Sasa Savic (Der große Wirt), Heribert Sasse (Uralter Stutzer), Roman Schmelzer (Wladimir), Peter Scholz (Malermeister), Patrick Seletzky (Ein schwarz gekleideter Mann), Alexander Strobele (Schreinermeister), Florian Teichtmeister (Fürchtegott Lehmann), Martin Zauner (Ein schwarz gekleideter Mann)
September: 1. (Prem), 2., 5. (18h), 6., 8., 9., 16., 17., 18. (15h u. 19.30h), 19., 20., 30.
Oktober: 1., 2. (15h u. 19.30h), 13., 14., 18., 19., 20.
November: 12., 13. (15h u. 19.30h), 17., 18.
Dezember: 3., 4. (15h u. 19.30h), 5., 6., 27., 28.
Januar: 5., 6., 19., 20., 27., 28., 29. (15h u. 19.30h)
Februar: 8., 9.
März: 6., 7., 20., 21., 22.
Jeweils 19.30 Uhr
Karten und Info:
Tel. +43-1-42 700-300
eMail: ticket@josefstadt.org
www.josefstadt.org
Öffnungszeiten
Theaterkassen und Telefonverkauf
werktags Montag bis Freitag von 10.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag von 13.00 Uhr
bis jeweils Vorstellungsbeginn