Die Welt der vier gerät im Laufe des Abends ins Wanken – Gewissheiten werden zu Plattitüden, Überzeugungen enttarnen sich als scheinheilige Political Correctness. Realisiert wird das Stück in einem installativen Setting, einer Mischung aus Party-Location und Landhaus-Flair, angelegt in der beeindruckenden Industriearchitektur des Blumenhofes. Die Zuschauer sitzen dabei mitten im Geschehen.
Nana und Mark, seit einiger Zeit ein Paar, sind typische Vertreter jener Gruppe urbaner, ökologisch und politisch verantwortungsvoller Menschen, die alles richtig machen wollen. Gemeinsam mit Anja, Marks 16-jähriger Tochter aus einer früheren Beziehung, und zwei Freunden verbringen sie ein Wochenende auf ihrem Landhaus, einem großen alten Familienerbe von Nanas Großeltern. Die eine Freundin ist Joy, eine lesbische Kindergärtnerin afro-amerikanischer Abstammung, und der andere Sebastian, ein bildender Künstler, der Installationen im öffentlichen Raum realisiert.
Man will sich erholen – Spazieren gehen, Marmelade und gutes Essen kochen, Reden, gemeinsam Zeit verbringen. Doch zu viele Erwartungen an das Leben und die Flucht in die Unverbindlichkeit lassen den Landausflug aus den Fugen geraten. Nana hat gerade ein Kind verloren und leidet an Panikattacken. Sie will mit Mark aufs Land ziehen und bewusster leben. Gleichzeitig kämpft sie mit dem Älterwerden und versucht die frühere, geheime Affäre mit Sebastian zu reaktivieren, um sich ihrer Attraktivität zu vergewissern. Doch der fürchtet sich vor Abhängigkeiten und erhofft sich viel mehr Marks finanzielle Unterstützung für sein aktuelles Projekt: das Sichtbarmachen des Nichts-Tuns, der Idealzustand in des Künstlers Weltbild. Mark will allen alles recht machen und wird doch von niemandem ernst genommen.
Die Welt der vier bekommt im Laufe des Abends tiefe Risse – die Gewissheit, das richtige Leben zu leben, schwindet. Der sich radikal verändernden Realität stehen sie ratlos und überfordert gegenüber. Marks Tochter lehnt die Haltung der Erwachsenen ab. Sie sehnt sich nach archaischen Gesellschaftsformen, provoziert Widerstand und hinterfragt den Freiheitsbegriff ihrer im westlichen Wertekanon aufgewachsenen Elterngeneration – geprägt von Wohlstand, Bildung, Zugang zu Konsumgütern und Zerstreuung. Angewidert von deren Angepasstheit und Unentschiedenheit angesichts der Möglichkeit zur absoluten Selbstverwirklichung verlässt sie das Haus, um eine andere Art von Freiheit zu finden.
Regie: Volker Schmidt
Bühne und Kostüme: Johannes Weckl
Produktion: Jochen Schmidtberger
Mit: Veronika Glatzner, Nancy Mensah-Offei, Maresi Riegner, Sami Loris, Daniel Wagner
Der Spielort: Blumenhof, Blumauergasse 6, 1020 Wien (U2 Taborstraße)
Das 1875 errichtete Gebäude ist ein seit Jahren leerstehender Industriehof mitten im Herzen des zweiten Bezirks nahe der U2 Station Taborstraße. Mit zwei Hallen von 300 und 400 qm bietet es für ca. zwei Jahre ausreichend Platz für innovative Zwischennutzungskonzepte.
new space company ist die erste freie Gruppe, die diesen Ort bespielt und für Theateraufführungen nutzbar macht. Das Bühnenbild von „Freiheit“ wird das Industriedesign im Innern der Halle nutzen und eine Raumbühne mit einem dem Stück entsprechenden fließenden Zuschauerbereich kreieren.
Buchungen: Blumenhof@BlumenhofEvent, www.facebook.com/BlumenhofEvent
oder auf www.gopopup.com - der internationalen Plattform für Kurzzeitvermietungen
Volker Schmidt
geboren 1976 in Klosterneuburg. Autor, Regisseur, Schauspieler. Schauspielausbildung am Konservatorium der Stadt Wien, Schauspielengagements u.a. in Wien, Berlin, Graz sowie mehrere Spielfilme (zuletzt "Kleine Fische"). Volker Schmidt, Künstlerischer Leiter der NESTROY-prämierten new space company präsentiert mit seinem neuen Stück "FREIHEIT" gleichzeitig auch seine nächste Inszenierung
Als Regisseur Inszenierungen u.a. bei den Wiener Festwochen, Staatstheater Hannover, Staatstheater Braunschweig, Neuköllner Oper Berlin, Schauspielhaus Wien, Theater Phönix Linz, Stadttheater St. Gallen, Theater Magdeburg, Theater Ingolstadt sowie am lettischen Nationaltheater Riga, in Kopenhagen, Moskau, Skopje, Temeswar und Bhutan.
Seit 2002 Tätigkeit als Dramatiker, Ur- und Erstaufführungen u.a. am Theater Heidelberg, Staatstheater Hannover, Schauspiel Leipzig, Schauspielhaus Wien, Volkstheater Wien, Neuköllner Oper, Theater Phönix, Theater Drachengasse, Theater der Jugend – Einladungen erhielt er u.a. zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens, zum Festival für Dramaturgie Santiago de Chile und zum NET-Festival Moskau. Über 20 Theaterstücke wurden bisher in elf Sprachen übersetzt und von Utrecht bis Novosibirsk gespielt.
Auszeichnungen: Jury- und Publikumspreis des Heidelberger Stückemarktes mit "Die Mountainbiker", Berliner Kindertheaterpreis. In Wien arbeitet Schmidt als Künstlerischer Leiter regelmäßig mit seiner freien Gruppe new space company, mit der er zuletzt „Zero People“ und „Der Fuchs“ zur Uraufführung brachte und für "komA" den Nestroy-Preis für Beste Off-Produktion erhielt.
In der Spielzeit 2017/18 ist Volker Schmidt als Autor mit drei seiner Uraufführungen vertreten. Neben „Freiheit“ am 21. September 2017 im Blumenhof Wien kommt am 13. Oktober 2017 am Staatstheater Nürnberg sein Stück „Wir sind glücklich“ zur Uraufführung. Für das Theater Phönix Linz beteiligt er sich am Autorenprojekt „Ein Dreieck ist nur in der Mathematik harmlos“ (Uraufführung 10. April 2018). Als Regisseur wird Schmidt am Landestheater St. Pölten die Österreichische Erstaufführung „Anders“ von Andreas Steinhöfel inszenieren (Premiere: 19.1.2018) und am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken „Iphigenie in Aulis“ von Euripides (Premiere 25.3.2018).
www.volkerschmidt.at