Am 18. Februar 2016 brüllt im sächsischen Clausnitz ein „asylkritischer“ Mob einen Bus mit Geflüchteten vor einer Unterkunft nieder. Eine Woche später veröffentlicht Stern TV ein Interview mit Wolfram Fischer, der als Dolmetscher im Bus mitgefahren war. Fischer spricht darin nicht von einer Menschenmenge, die den Bus attackiert habe, sondern bezeichnet sie mehrmals als eine „Menge von Köpfen“. Hassende, schreiende Köpfe.
Das sprachliche Bild passt zu einem in den letzten Jahren populär gewordenen Phänomen radikaler Internetpropaganda: Videobotschaften politischer Aktivistenköpfe, z.B. auf YouTube. Deutsche Konvertiten drohen deutschen Bürgern die Enthauptung an. Deutsche Bürger träumen von der Guillotinierung der politischen Obrigkeit.
Wie radikalisieren sich Menschen im Internet? Wie entsteht daraus ein reales Szenario der Bedrohung? Denn manchmal lässt sich ein entflammter Kopf von seinem Körper nachts zu einem Flüchtlingsheim tragen, um es anzuzünden. Ist der Kopf dann wach? Oder schläft er und träumt von den Messern des Jihad?
Arne Vogelgesangs Flammende Köpfe, konzipiert für einen Performer und einen virtuellen Chor von Kopf-Avataren, zeichnet den Weg vom Wohnzimmer in den Internet-Aufstand nach. Vogelgesang greift dabei auf seine umfangreiche, ständig aktualisierte Sammlung von Propaganda-Videos aus dem Netz zurück. Ein kurioser, unterhaltsamer Theaterabend, der das Fürchten lehrt.
Mit: Arne Vogelgesang
Konzept/Bühne: Arne Vogelgesang
Dramaturgie: Alexander Kerlin, Anne-Kathrin Schulz
Kostüm: Yaroslava Sydorenko
Engineering: Hendrik Fellerhoff
Licht: Sibylle Stuck
Regieassistenz: Wiebke Rüter
Ausstattungsassistenz: Yaroslava Sydorenko
Soufflage: Ruth Ziegler
Regiehospitanz: Sara Hartmann
die nächsten Vorstellungen sind am 1. und 30. April.