Peter Pans Heimat Nimmerland, ein Ort der Sehnsucht und Anarchie, wird aus den Lebenserfahrungen der Jugendlichen interpretiert, verfremdet und weitergesponnen. Sie experimentieren mit Musikinstrumenten aus Metall, Stein und Holz sowie mit Wasserinstrumenten, welche sie mit dem Klangkünstler Jochen Fassbender erkunden und spielen lernen.
Barbara Tacchini, Leiterin der Jungen Oper, führt Regie und zeichnet zusammen mit Anika Roll und Line Sexauer für das Ausstattungskonzept verantwortlich.
Im Mittelpunkt des Stücks steht die Radiostation „Nimmerland“, deren Moderatoren ihren Zuhörern täglich abenteuerliche Neuigkeiten von der sagenumwobenen Insel berichten. Manchen spenden die Songs des Sängers Remy Trost, wenn sie sich einsam und gemobbt fühlen, und die skurrilen Geschichten von Julia bringen Farbe in ihren Alltag. Einige aber brechen tatsächlich auf nach Nimmerland und verschwinden auf rätselhafte Weise. Spielen die Radiomoderatoren nur mit leeren Floskeln oder existiert Nimmerland etwa doch?
Zur Projektgruppe gehören sieben sehende junge Menschen, die größtenteils bereits in Produktionen der Jungen Oper aufgetreten sind sowie zehn sehbehinderte Schüler und Schulabgänger der Betty-Hirsch-Schule. Seit Oktober 2013 arbeiten die siebzehn Mitwirkenden zwischen 9 und 28 Jahren an jeweils zwei Nachmittagen pro Woche sowie in den Herbst- und Faschingsferien in diesem Inklusionsprojekt mit Jochen Fassbender, Barbara Tacchini und der Theaterpädagogin Susanne Frimmel an der musikalischen und szenischen Umsetzung ihrer Ideen. Dem Publikum werden spannende Wahrnehmungsräume eröffnet, indem es rund um und inmitten des mit besonderen Resonanzqualitäten ausgestatteten Instrumentariums sitzt und das Stück nicht nur als optische, sondern vor allem auch als akustisches Erlebnis genießen kann.
Regisseurin Barbara Tacchini: „Was mich bei der Arbeit an diesem Projekt neben der unermüdlichen Geduld und Hingabe der Kinder und Jugendlichen an ihr eigenes Werk und dessen Einstudierung am meisten berührt und aufgerüttelt hat, ist ihre glasklare Aussage: Peter Pans Nimmerland ist vor allem deshalb für viele Menschen so anziehend, weil es nicht existiert. Wir sehnen uns nach einem Nimmerland, weil es oft so schwierig ist, mit anderen Menschen klarzukommen. Für die Jugendlichen ist nicht die Behinderung die größte Hürde im Leben, sondern Mobbing, Streit und Einsamkeit.“
Nimmerland ist ein gemeinsames Musiktheaterprojekt der Jungen Oper Stuttgart und der Theatergruppe DunkelMunkel der Betty-Hirsch-Schule der Nikolauspflege. Die inklusive Betty-Hirsch-Schule ist eine Grund-, Förder- und Werkrealschule mit Wohnangebot und Hort, die sich an Kinder und Jugendliche mit und ohne Seheinschränkung richtet. Sie ist eine Einrichtung der in Stuttgart ansässigen Nikolauspflege – Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen.
Musikalische Leitung: Jochen Fassbender,
Regie: Barbara Tacchini,
Mitarbeit Bühne: Line Sexauer,
Mitarbeit Kostüme: Anika Roll,
Dramaturgie: Koen Bollen,
Theaterpädagogik: Susanne Frimmel
Von und mit: Julika Becker, Remy Dreiß, Marco Dürr, Niko Gramens, Tamara Grieß-Lopez, Halime Karim, Ranna Kurdi, Jannis Lehmann, Leon Leibbrandt, Ulrich Lücke, Charlotte Müller, Dorothea Müller, Nele Offergeld, Laura Ott, Merve Otuzbir, Julia Rochlitzer, Maria Strehl
In Zusammenarbeit mit der Nikolauspflege Stuttgart, Betty-Hirsch-Schule, Theatergruppe DunkelMunkel
Mit freundlicher Unterstützung der Gerhard und Paul-Hermann Bauder Stiftung.
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.