Hier behandelt man die Welt wie eine grosse Wetterkarte, als könne man mit kleinsten Zinsbewegungen bestimmen, wo es heute regnet, morgen nicht. Hier hat Taubheit Tradition, seit 85 Jahren! Hier fühlt man sich unabhängig von einer Welt, die täglich in Flammen aufzugehen droht. Immerhin hat man bereits einen Weltkrieg überstanden, einen weiteren schafft man auch. ‹Wir›, heisst es einmal, ‹denken immer an das Danach.› Man spottet über die Erbärmlichkeit der Politik, über die Finanzministerheulsusen und Wirtschaftskasper, und erhebt sich über das Zockergesocks der gemeinen Geschäftsbanken. Man fühlt sich als das Hirn der Finanzwelt und nicht als deren profitgeiles Getriebe. Kurz vor dem Dinner, bei dem zwei gehörlose Saaltöchter Köstlichkeiten und edle Tropfen kredenzen, wird Mr. Greeper, der Mächtigste der Zentralbanker, reglos in seinem Büro aufgefunden. Ausgerechnet er, von dem die Gouverneurin sagt: ‹So wie Jesus zu den Jüngern, so spricht Mr. Greeper zu den Märkten!›
Weil sein Verlust nicht nur für die Turmgesellschaft eine Katastrophe bedeutet, sondern das gesamte Weltfinanzsystem ins Wanken bringt, beschliesst die Gouverneurin kurzerhand, dass selbst der Tod Mr. Greeper keineswegs davon abhalten kann, zu Tisch
zu sitzen.» Theresia Walser
Die deutsche Dramatikerin Theresia Walser imaginiert in ihrer Komödie für das Theater Basel die zur Gänze intransparenten Übereinkünfte der seit den 1930er-Jahren auf extraterritorialem Gelände in Basel agierenden Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und deren international weitreichende Konsequenzen. Regie führt Sebastian Schug, der damit die zweite Arbeit Walsers inszeniert und sich erstmals dem Basler Publikum vorstellt.
Theresia Walser, geboren 1967 in Friedrichshafen, 1990 bis 1994 Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Bern, anschliessend zwei Jahre lang Ensemblemitglied am Jungen Theater Göttingen. Stücke u. a.: «Das Restpaar» (UA 1997, Theater Rampe), «Kleine Zweifel» (UA 1997, Münchner Kammerspiele), «King Kongs Töchter» (UA 1998, Theater am Neumarkt, Zürich), «Die Heldin von Potsdam» (UA 2001, Maxim Gorki Theater Berlin), «Wandernutten» (UA 2004, Staatstheater Stuttgart), «Die Kriegsberichterstatterin» (UA 2005, Bayerisches Staatsschauspiel München), «Die Liste der letzten Dinge» (UA 2006, Bayerisches Staatsschauspiel München), «Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm» (UA 2006, Nationaltheater Mannheim), «Morgen in Katar» (UA 2008, Staatstheater Kassel), «Monsun im April» (UA 2008, Nationaltheater Mannheim), «Herrenbestatter» (UA 2009, Nationaltheater Mannheim), «Die ganze Welt» (UA 2011, Nationaltheater Mannheim), «Eine Stille für Frau Schirakesch» (UA 2011, Theater Freiburg / Osnabrück), «lch bin wie ihr, ich liebe Äpfel» (UA 2013, Nationaltheater Mannheim) und «Herrinnen» (UA 2014, Nationaltheater Mannheim). 1998 wurde sie in der Kritikerumfrage der Zeitschrift «Theater heute» zur besten Nachwuchsautorin gewählt, 1999 zur besten deutschsprachigen Autorin. Weitere Auszeichnungen: Fördergabe des Schiller-Gedächtnispreises des Landes Baden-Württemberg (1998), Übersetzungspreis des Goethe-lnstituts (1999), Stücke-Förderpreis des Goethe-Instituts (1999, 2001), Stipendium der BHF-Bank-Stiftung für die Frankfurter Positionen 2006. lm Wintersemester 2011/2012 gemeinsam mit Karl-Heinz Ott lnhaberin der Poetikdozentur der Universität Koblenz-Landau. 2013/2014 Hausautorin am Nationaltheater Mannheim. Theresia Walser lebt in Freiburg im Breisgau.
Inszenierung: Sebastian Schug
Bühne: Christian Kiehl
Kostüme: Nicole Zielke
Musik: Johannes Winde
Mit: Liliane Amuat, Carina Braunschmidt, Vincent Glander, Urs Peter Halter, Katja Jung, Thomas Reisinger, Simon Zagermann
Sa 17September 2016
Schauspielhaus, 19h30
Sa 24September 2016
Schauspielhaus, 19h30
Mo 26September 2016
Schauspielhaus, 19h30
Sa 01Oktober 2016
Schauspielhaus, 19h30
Mo 03Oktober 2016
Schauspielhaus, 19h30
Fr 07Oktober 2016
Schauspielhaus, 19h30
Sa 22Oktober 2016
Schauspielhaus, 19h30
Mo 24Oktober 2016
Schauspielhaus, 19h30
So 30Oktober 2016
Schauspielhaus, 18h30