Mann und Frau und ihre Kämpfe, wer kennt sie nicht. Viele Geschichten beginnen mit dieser kleinsten Einheit der Gesellschaft. Aber bevor wir dem skurrilen Miteinander seiner »Dame« und seines »Herrn« beiwohnen, hat der Maler Kandinsky uns schon in sein Spiel der Farben entführt, das dem Abend den Rahmen gibt. Kaum haben wir einen Blick in das »Zimmer«, den Rückzugsort der beiden Protagonisten geworfen, werden wir hinausgetrieben in eine Welt des Wandels und des Aufbruchs in eine neue, unbekannte Zeit. Wir treffen auf Profiteure der Veränderungen und auf jene, die mit den Folgen der Umwälzungen ringen oder unter ihnen leiden. In stetem Wechsel zwischen diesem Drinnen und Draußen bewegt sich das Stück.
Kandinsky setzt alle Elemente ein, aus denen für ihn eine Bühnenkomposition bestehen muss: »Musikalischer Ton und seine Bewegung; körperlich-seelischer Klang und seine Bewegung, durch Menschen und Gegenstände ausgedrückt; farbiger Ton und seine Bewegung.« Dabei haben für ihn Musik, Tanz/Bewegung, Sprache, Farbe und Licht den gleichen Stellenwert. Den Zuschauer mit allen Sinnen anzusprechen und ihn zum Teil des Geschehens zu machen ist sein Anspruch, den er mit Walter Gropius teilt. Dessen Totaltheater – wenn auch eine kleinere Version des ursprünglich für 2.000 Zuschauer geplanten Raumtheaters – bietet alle Möglichkeiten für ein wahres Spektakel. Anlässlich der Bauhaus-Festspiele 2019 führt das Anhaltische Theater Dessau erstmals die Ideen dieser zwei Bauhaus-Meister zusammen.
Es ist ein Theater der Farben und Klänge, eines, bei dem Tanz und Bewegung, Musik und Drama gleichen Stellenwert haben und zu einer mal konkreten, mal abstrakten, mal dadaistisch angehauchten, auf jeden Fall poetischen Reise voll irritierendem Humor einladen.
Für die Inszenierung und Choreografie der Uraufführung konnte die renommierte Choreografin Arila Siegert engagiert werden. Sie übernahm 1992 die Tanzkompagnie am Anhaltischen Theater in Dessau und leitete zusätzlich für zwei Jahre (1996-98) als »berufene Expertin« die Bühne am Bauhaus Dessau. Für die Musik zeichnet der international mit Erfolg arbeitende Komponist Ali N. Askin verantwortlich. Die Kostüme stammen von Marie-Luise Strandt, die in den vergangenen Jahren bereits mehrfach mit der Choreografin Arila Siegert zusammengearbeitet hat. Moritz Nitsche (Bühnenbild), Meisterschüler von Achim Freyer, verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit Johannes Weigand, mit dem er zuletzt die Bühnenbilder »Kiss Me, Kate« und »Im Weissen Rößl« am Anhaltischen Theater Dessau erarbeitete.
Der international tätige und renommierte Bühnenbildner und Lichtdesigner Guido Petzold gestaltet das Licht und die Filmeinspielungen für die Produktion »Violett«. Er entwarf die Bühne sowie die Lichtinstallationen für Wagners »Der Fliegende Holländer«, der 2016 in Dessau Premiere feierte, sowie das Licht-Design für das Konzert im Bahnwerk zum diesjährigen Kurt Weill Fest. Besonders gespannt darf das Publikum auf die Mitwirkung des Malers Helge Leiberg sein, der eine Vielzahl multimedialer Inszenierungen mit Live-Malereien begleitete.
Musikalische Leitung Sebastian Kennerknecht
Inszenierung und Choreografie Arila Siegert
Komposition und Sounddesign Ali N. Askin
Bühnenbild Moritz Nitsche
Kostüme und Requisiten Marie-Luise Strandt
Live-Maler Helge Leiberg
Lichtdesign und Filme Guido Petzold
Dramaturgie Carola Cohen-Friedlaender
Kerstin Schweers, Jörg Thieme
Musiker der Anhaltischen Philharmonie
Katharina Brandt (Violine), Gerald Manske (Violoncello), Ulrich Jäger-Marquardt (Fagott), Andreas Meier (Schlagzeug), Stefano Perini (Posaune), Jens Uhlig (Tuba), Aline Vannuys (Flöte)
Ballettkompagnie: Fergus Adderley, Riccardo Esposito, Julio Miranda, Shinnosuke Nagata, Nicola Brockmann, Leonor-Maria Campillo, Nicole Luketić, Moe Sasaki, Anna-Maria Tasarz
Opernchor und Mitglieder des Kinderchors des Anhaltischen Theaters Dessau,
Statisterie des Anhaltischen Theaters Dessau
Dauer: ca. 1h 15 Min.
Weitere Termine
14.9. 19, 16 Uhr und 20 Uhr | 15.9. 19, 15 Uhr und 19 Uhr in der Raumbühne, Großen Haus
Weitere Aufführungen: 19.6.20, 19.30 Uhr | 20.6.20, 16 Uhr und 20 Uhr | 21.6.20, 15 Uhr in der Raumbühne, Großen Haus
Karten an allen Vorverkaufsstellen des Anhaltischen Theaters, im Internet unter unter www.anhaltisches-theater.de und an der Abendkasse erhältlich.
Das Bild zeigt Wassily Kandinsky